Figaro und Susanna haben einige Hürden zu überwinden, bevor sie heiraten können. Graf Almaviva hat es nämlich selbst auf Susanna abgesehen und will die Kammerzofe seiner Frau nur ungern seinem Kammerdiener Figaro überlassen, aber er hat auf das Recht der ersten Nacht verzichtet und muss nun auf herkömmlichen Weg versuchen die Gunst von Susanna zu erlangen.
Als Zuschauer beobachten wir einen Tag – wahrscheinlich den Hochzeitstag – von Figaro und Susanna und die Intrigen und Ränkeschmiede, die sich alle Protagonisten ausdenken. Es wird kompliziert! Gräfin Almaviva wünscht sich einen treuen Ehemann und ist sehr unglücklich darüber, dass dieser sich nicht mehr für sie interessiert. Daher lässt sie sich vom jugendlichen Cherubino trösten worauf Graf Almaviva sehr eifersüchtig reagiert. Figaro muss sich Marcellinas erwehren, der er ein Heiratsversprechen gegeben hat, falls er seine Schulden bei ihr nicht zurück zahlt. Zum Glück stellt sich heraus, dass sie seine Mutter ist und ihn daher gar nicht heiraten kann.
Die Gräfin überredet Susanna auf die Annäherungsversuche des Grafen scheinbar einzugehen und sich mit abends im Garten zu verabreden. Sie tauscht die Kleider mir ihrer Zofe und lässt sich von ihrem Mann unerkannt den Hof machen. Figaro ist zunächst eifersüchtig darüber, dass Susanna scheinbar den Grafen trifft, erkennt dann aber die Gräfin und spielt seinerseits mit Susanna. Am Ende klärt sich alles auf, alle sind glücklich und der Graf geläutert.
Aus Mozarts Sicht war diese Komödie eine Gesellschaftskritik und schrammte wahrscheinlich scharf an der Zensur vorbei. Insbesondere das Recht der ersten Nacht (das es wahrscheinlich nicht gegeben hat) stand für die Aufklärer symbolhaft für die unangemessenen Rechte des Adels gegenüber dem Bürgertum. Und nicht lange nach der Uraufführung von Le nozze di Figaro (1786) entlud sich der Protest in Frankreich in einer Revolution – in Österreich musste man noch lange auf Veränderung warten.
Schaue ich aus heutiger Sicht auf dieses Stück, mutet mir das Frauen- und Männerverhältnis sowie das Adel- und Bürgerverhältnis merkwürdig an. Allerdings mutet es mir ebenso merkwürdig an, dass wir 134 Jahre nach der Uraufführung immer noch keine vollständige Gleichberechtigung der Frau erzielt haben. Außerdem haben wir uns heute mit den Super-Reichen einen neuen Adel geschaffen, der genauso weit von der Lebenswirklichkeit normaler Bürger entfernt ist, wie der Adel von damals.
Wir fühlte sich das Stück nun in der Coronazeit in der Oper an? Zunächst habe ich mich natürlich gefreut endlich wieder einmal in die Oper gehen zu können! Als Abonnent musste man im Vorfeld mitteilen, ob man das Stück besuchen möchte – statt 1.369 Plätzen stehen zur Zeit nur 390 Plätze zur Verfügung. Jede zweite Reihe ist gesperrt und zwischen einer Gruppe von Zuschauern zur nächsten werden zwei Plätze frei gelassen. Man sitzt also nicht auf den Abonnementsplätzen sondern bekommt seine Plätze jeweils zugewiesen. Wir hatten ausgezeichnete Plätze im Parkett und ich fühlte mich während des gesamten Besuchs der Oper sicher.
Das Stück wurde auf 2 Stunden 20 Minuten gekürzt und ohne Pause aufgeführt. Für mich tat das der Gesamtwirkung des Stückes keinen Abbruch; Le nozze die Figaro ist mir aber auch nicht so präsent wie andere Werke. Vor der Vorstellung wurde uns auch mitgeteilt, dass man auch das Geschehen auf der Bühne verändert hat, so dass die Sänger gefahrlos singen können – leider kenne ich die ursprüngliche Inszenierung nicht und kann sie daher nicht vergleichen. Hier war es so gewesen, dass die Sänger quasi in einzelnen Räumen sangen, die ggf. durch eine Glasscheibe miteinander verbunden bzw. getrennt waren. Das hat grundsätzlich gut funktioniert, nur dass mir nicht immer klar war, welcher Raum nun welches Geschehen im Stück darstellen sollte. Außerdem hat das Stück durch diese räumliche Trennung, die auch viel Schauspielerei verhinderte für mich einen barocken Charakter bekommen. Interessanterweise habe ich gerade Fotos der Münchener Inszenierung gesehen, wo eine derart strikte Trennung der Sänger offenbar nicht notwendig ist.
Musikalisch war die Aufführung wie immer in Frankfurt sehr solide. Keine herausragende Leistung aber eben auch kein Ausfall.
Mir hat das Stück Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch der Frankfurter Oper!
Ich möchte hier noch auf das Foto von Barbara Aumüller hinweisen. Sie schießt ganz viele, wenn nicht alle Fotos der Oper Frankfurt. Sie sind außergewöhnlich brillant und schmücken das ganze Opernhaus. Auf ihrer Webseite Szenenfoto gibt es noch mehr zu sehen – auch aus anderen Häusern.
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