Vor drei Jahren war die Matthäuspassion zuletzt in der Kreuzkirche in Dresden zu hören – die letzten beiden Jahre durfte sie aufgrund der Corona-Pandemie nicht aufgeführt werden. Vor zwei Wochen habe ich die halbe Matthäuspassion im Concertgebouw mit Barockorchester und Vokalensemble gehört.
Ich kann nur sagen: es macht einen riesigen Unterschied, ob man die Passion in einem Konzertsaal oder in einer Kirche erlebt – insbesondere einer, die für Konzerte geeignet ist, weil sie keinen zu starken Nachhall hat. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, die besungen wird, dann ist klar, dass das Werk in einer Kirche aufgeführt werden muss: immerhin geht es um Jesus Leidensweg bis zu seinem Tod. Und der ist in starken Worten beschrieben. Nicht nur der Bibeltext, der vom „Evangelisten“ gesungen wird, der quasi die Handlung auf der Bühne voran treibt, sondern auch die Chöre, Choräle, Rezitative und Arien der Solisten. Christian Friedrich Henrici, besser bekannt unter dem Pseudomyn Picander, hat eindrucksvoll Stimmungen beschrieben, die Johann Sebastian Bach ebenso eindrucksvoll vertont hat.
Ich persönlich mag es auch, wenn das Werk mit großem Orchester aufgeführt wird, das auch der Größe der Kirche angemessen ist. Und umso wichtiger: ein Vokalensemble mit acht Sängern hat nicht ansatzweise den gleichen Klang wie ein Knabenchor mit über 100 Sängern. Da klingt einfach die ganze Kirche!
Die meisten Solisten kannte ich bereits, sie waren durchweg sehr gut – die Altistin Annekathrin Laabs herausragend und auch toll im Duett mit der Sopranistin Ulrike Hofbauer, die die erkrankte Heidi Elisabeth Meier ersetzte. Daniel Ochoa ist ein toller Bass, der fast halbszenisch seine Rollen, die mit Jesus interagieren sang. Henryk Böhm sang den Jesus und Bernhard Berchtold den Evangelisten.
Insgesamt wieder ein tolles Erlebnis!
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