Die Oper Frankfurt hat in dieser Spielzeit eine neue Madama Butterfly inszeniert. Ich habe sie nicht zum ersten Mal gesehen aber diesmal fand ich sie außergewöhnlich berührend.
Der Amerikaner Leutnant Pinkerton beschließt die 15jährige Geisha Cio-Cio-San genannt Butterfly nach japanischem Recht zur Frau zu nehmen. Dieses Recht ist in den USA ungültig, für ihn ist die Ehe also jederzeit kündbar – ganz wie ein Mietvertrag. So sieht er das auch und schildert es dem amerikanischen Konsul, der ihn bittet die Ehe nach japanischem Recht nicht einzugehen, weil Butterfly dies ernst nehmen wird. Sie ist verarmt, nachdem ihr Vater Selbstmord begangen hat und versucht durch diese Heirat ein neues Leben zu beginnen. Weil es ihr so ernst ist, bricht sie mit allen japanischen Traditionen und wird daher von ihren Verwandten verbannt.
Pinkerton verlässt sie offenbar kurz danach schon, um in Amerika eine „richtige“ Frau zu ehelichen. Butterfly hat von ihm ein Kind bekommen, sehnt sich bereits drei Jahre nach seiner Rückkehr und lehnt jede Vermittlungsversuche mit anderen Männern ab. Tatsächlich kommt sein Schiff dann auch zurück nach Nagasaki.
Allerdings ist er nur gekommen, um seinen Sohn mit nach Amerika zu nehmen. Er ist so feige, dass er sich nicht traut Butterfly nochmals zu sehen und schickt seine Frau, den Jungen zu holen. Butterfly muss erkennen, dass Pinkerton es nicht ernst mit ihr gemeint hat, gibt der Frau den Sohn, damit der es besser haben kann, als sie und begeht selbst Selbstmord, denn wer nicht in Ehre leben kann, soll wenigstens in Ehre sterben.
Die Inszenierung ist sehr abstrakt – man greift das besungene Konzept auf, dass man Wände in japanischen Häusern einfach verschieben kann. Durch zwei bewegliche Wände entstehen so Räume, in denen die Geschichte spielen kann.
Heather Engebretson singt und spielt Madama Butterfly unglaublich intensiv. Sie selbst ist chinesisch-amerikanischer Herkunft und bringt so die fernöstliche Erscheinung mit. Man nimmt ihr die über jede Vernunft hinausgehende Liebe einfach ab – letztendlich ihr Versuch dem Schicksal zu entgehen. Der erste Akt endet mit dem Liebesakt der beiden und die Inszenierung lässt im Saal die Sterne funkeln. Ein wunderbarer Effekt!
Der zweite Akt beginnt erst traurig, wandelt sich dann aber in große Freude, als das Schiff, des Vermissten ankommt. Die Tanzchoreographie, die auch in der Erläuterung zur Oper angesprochen wird funktioniert hervorragend!
Der dritte Akt bringt dann die ganze Tragödie zum Vorschein. Pinkerton erkennt seinen Fehler und hat Angst Butterfly erneut zu sehen. Letztlich ein Mann, der offenbar keine Ehre besitzt und die Reue kann ich ihm nicht abnehmen. Während Butterfly in Ehre stirbt, bleibt für ihn nichts weiter übrig, als ohne Ehre weiterzuleben. Gefühlt erleben wir das derzeit ständig.
In der Musik greift Puccini immer wieder japanische Klänge auf, die auch für mich gut hörbar waren.
Beeindruckend waren wirklich alle Sänger, die bis in die Nebenrollen toll besetzt waren!
Am Ende wurden wir dann noch Zuschauer der Verabschiedung des einen Sängers in seinen Ruhestand!
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