In der Frankfurter Oper läuft als Frankfurter Erstaufführung die Oper Le Grand Macabre von György Ligeti. Eigentlich überraschend, da die Oper für die Bühne sehr viel hergibt und die Frankfurter auch gern zeitgenössisch inszenieren. Und das ist auch diesmal wieder ausgezeichnet gelungen!
Ein Komet droht auf die Erde zu stürzen und die Welt zu vernichten. Alle Nachrichtensendungen berichten davon – und so beginnt auch die Inszenierung, mit einem „Sendung“ aus der Tagesschau. Der erste Akt zeigt einen Stau auf der Autobahn und eine Werbetafel berichtet immer wieder über das Geschehen und führt auch die Charaktere ein. Das Hupen der Fahrzeuge ist Teil der Musik.
Nekrotzar scheint der Abgesandte des Teufels zu sein – vielleicht ist er aber auch nur ein Leichenbestatter. Jedenfalls ist das seine Chance den Untergang zu verkünden. Er schnappt sich Piet vom Fass, einen Säufer, der auch auf der Autobahn gestrandet ist. Sie retten den Astrologen Astradamors vor seiner Frau Mescaline – die im Wohnmobil Drogen und Sexspiele ausprobieren, während der Sohn in der Koje Computerspiele zockt. Spannend gemacht: das Wohnmobil ist aufgeschnitten, so dass man hineinschauen kann, gleichzeitig kann etwas auf darauf projiziert werden und man verwendet es, um Computerspielgrafiken darauf zu projizieren – vor allem erigierte Penisse. Außerdem gibt es noch das Liebespaar Amanda und Amando, die sich schließlich in einen Sarg zurückziehen, um dort ungestört Sex zu haben.
Der zweite Akt wird noch abgefahrener. Er spielt im Palast von Fürst Go-Go. Dort findet eine Technoparty mit viel Koks statt. Die Kostüme scheinen dem Drogenrausch entnommen zu sein. Im Palast will man die letzten Stunden im Rausch verbringen und auch Nekrotzar gibt sich dem Alkohol hin. Am Ende geht die Welt aber doch nicht unter. Am Morgen ist man verkatert und schaut auf die Stadt. Man zieht wieder seine Alltagsklamotten an und tut so, als ob nichts gewesen sei.
Die Oper wurde 1978 uraufgeführt, dann noch bis 1996 mehrfach überarbeitet. In Frankfurt wird die 1996er Fassung gezeigt.
Musikalisch ist das sehr avantgardistisch, mit nur drei Geigen, zwei Bratschen, aber viel Blech und Perkussion, Klavier, Cembalo und Orgel klingt das selten harmonisch. Dennoch ist das klanglich kein Matsch, sondern von Generalmusikdirektor Thomas Guggeis sehr transparent herausgearbeitet! Auch die Gesangspartien sind herausfordernd – insbesondere der Koloraturgesang im Heldentenor oder Heldenbariton, so etwas habe ich noch nie gehört!
Insgesamt ist das stimmlich hervorragend, besonders Peter Marsh als Piet vom Fass und Simon Neal als Nekrotzar aber auch Anna Nekhames als Venus waren super! Fürst Go-Go wird vom Countertenor Eric Jurenas gesungen – richtig toll!
Auf jeden Fall macht das Stück Spaß und gibt für die Bühne richtig viel her. Bühnenbildner und Kostümschneider können sich hier austoben. Und das Stück regt an sich zu überlegen, wie man selbst in so einer Situation handeln würde. Und ein bisschen kommt es einem auch so vor, als ob die Situation gar nicht so unrealistisch ist.
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