Wieder einmal stand im Mozartsaal der Alten Oper in Frankfurt die Reihe Zweimal Hören auf dem Programm. Diesmal gab es die Klaviersonate Nr. 14 in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören, gespielt von dem australischen Pianisten Kristian Bezuidenhout auf dem Hammerklavier. Schon der Blick auf die Bühne verriet ein bisschen, was wir würden erwarten dürfen: zentral stand das Hammerklavier, aber in der Ecke standen noch ein Cembalo und ein Konzertflügel bereit.
Bisher fand ich Mozart ja immer ein bisschen langweilig, aber mein Blick hat sich mit diesem Konzert etwas gewandelt. Zunächst hat Kristian Bezuidenhout die Klaviersonate gespielt. Ich hatte noch keine Gelegenheit ihn live zu hören, aber das war schon toll. Er hat die Sonate sehr gefühlvoll und mit viel Esprit gespielt, dabei hatte man das Gefühl, er würde die Tasten nur streicheln.
Das Geheimnis, warum es so wirkte, als würde er die Tasten nur streicheln wurde relativ schnell gelüftet. Das Hammerklavier entstand etwa zu der Zeit Mozarts und Beethovens, also am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es unterscheidet sich von einem Cembalo dadurch, dass hier die Seiten angeschlagen werden, während sie beim Cembalo gezupft werden. Die Kraftübertragung zwischen Taste und Hammer erfolgt direkt, so dass nur ein Druck von – ich glaube es waren 17 Gramm aufgewendet werden muss, um die Seite zum Klingen zu bringen. Bei einem modernen Konzertflügel sind die Hämmer viel größer und die Seiten stärker gespannt; dadurch muss die Taste noch durch ein Federsystem verstärkt werden und ein Tastendruck von etwa 50 Gramm aufgewendet werden. Klanglich ist ein Konzertflügel viel lauter und voller, aber eben nicht so fein, wie das Hammerklavier. Beim Konzertflügel geht dadurch auch viel von der Dynamik verloren, mit der man auf einem Hammerklavier spielen kann. In diesem Fall handelte es sich um einen Nachbau von 2015 – der Hersteller des Hammerklaviers war selbst anwesend. Allein dieser Ausflug in die Musikinstrumententheorie war bereits superspannend!
Kristian Bezuidenhout ist offenbar ein ausgesprochener Kenner von Mozart – er selbst hat das Stück für die Zweimal Hören Reihe ausgewählt, weil man daran so viel über Mozart lernen kann. Bevor Mozart die Klaviersonate in c-Moll 1784 geschrieben hatte, klangen Klaviersonaten ganz anders. Natürlich wurde uns das vorgeführt und tatsächlich: das klang eher langweilig. Das besondere an der Klaviersonate in c-Moll ist, dass sie nicht für Klavier geschrieben ist – wie Kristian Bezuidenhout das ausgedrückt hat. Vielmehr ist der erste Satz so geschrieben, als ob ein Orchester das spielen würde und der zweite Satz so, als ob es sich dabei um eine Oper handeln würde. Der dritte Satz ist wiederrum geprägt von lauter Motivwechseln, als ob jemand mit ADHS das Stück geschrieben hätte (auch wieder Kristian Bezuidenhout). Das macht es einerseits sehr schwer das Stück zu spielen. Aber andererseits muss es für die Zuhörer von damals die Hörgewohnheiten auch völlig gesprengt haben. Mozart war eben der Erste, der eine Klaviersonate so hat klingen lassen. Das macht sein Genie aus! Und Beethoven hat darauf aufbauend sein Werk komponiert. Diese Sichtweise war für mich völlig neu.
Natürlich haben wir auch Passagen zu hören bekommen, die wie Beethoven klingen – das Beethoven Stück gab es direkt darauf – oder auch wie Schubert oder Schumann. Mozart war mit dieser Klaviersonate seiner Zeit weit voraus.
Natürlich sind wir das Stück wieder Satz für Satz durchgegangen und für den zweiten Satz hat Dr. Markus Fein, der wieder wunderbar moderierte, Überraschungsgäste eingeladen: das Malion Quartett und die Sopranistin Daria Tymoshenko. Ziel war, das opern- und orchesterhafte aus der Klaviersonate herauszuarbeiten. Das war wieder eine sehr ungewöhnliche Aufgabe, die die Musiker natürlich perfekt gelöst haben.
Zum Abschluss konnten wir die Klaviersonate dann mit dem nun erweiterten Blick nochmals hören. Ein fantastisches Format!
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