In der Oper Frankfurt wurde Ulisse von Luigi Dallapiccola aufgeführt. Ulisse ist Italienisch für Odysseus – es geht also um die Irrfahrt des Odysseus bzw. Luigi Dallapiccolas Interpretation davon. Ulisse ist Dallapiccolas bedeutendstes Werk, 1968 uraufgeführt – und jetzt erst wieder in Frankfurt.
Von der Oper Frankfurt finden sich zwei Einführungen in Youtube:
Ich hatte im Vorfeld beide Einführungen gesehen und doch haben sie mich nicht auf das vorbereitet, was mich erwartet hatte. Konkrete Vorstellungen hatte ich keine – normalerweise lese ich vorher, um was es im Stück geht; aufgrund der Übertitel kann man der Handlung sonst auch gut folgen. Die Odyssee kenne ich im Groben. Hier sollte die Odyssee also die Reise in unser Ich sein.
Erlebt habe ich sehr anstrengende Musik – sozusagen die italienische Variante der Zwölftonmusik oder jedenfalls Dallapiccolas Version davon. Die Musik erreichte mich emotional überhaupt nicht. Eventuell kann man sich das intellektuell erarbeiten – ich tendiere aber nicht dazu mir Opern vorher mehrfach anzuhören, bevor ich sie dann auf der Bühne erlebe. Gesungen wurde die Oper interessanterweise auf Deutsch – ich hätte angenommen, dass das Originallibretto auf Italienisch ist, insofern ist es ungewöhnlich, das dann in Frankfurt auf Deutsch zu hören. Aber auch die Verse waren teilweise so verdreht, dass man das nicht einfach verstehen konnte.
Einzelne Passagen habe ich wiedererkannt – aber auch nur aufgrund der beteiligten Protagonisten, nicht aufgrund der Darstellung auf der Bühne. Das Bühnenbild sollte mehrere Inseln darstellen – was man aus meiner Sicht nur im Prolog und Epilog erkennten konnte. Ansonsten hatte das Bühnenbild eher etwas Höhlenartiges für mich.
Die Kostüme waren alle surrealistisch oder modern. Originell wohl, aber gelungen nur manchmal.
Wo jetzt aber die Reise ins Ich stattfand und wie es zur Wandlung Odysseus kam, hat sich mir gar nicht erschlossen. Man kann dazu das Programmheft studieren und es sich erklären lassen. Aber meine Erwartungshaltung an eine Inszenierung ist, dass sie sich mir aufgrund der Geschehnisse auf der Bühne erschließt. Wenn sie diese Aufgabe nicht erfüllt, hat sie versagt.
Insofern kann ich diese Inszenierung nur Zuschauern empfehlen, die sich vorher bilden, alles verfügbare Material sichten und die Oper schon im Vorfeld hören.
Gesanglich hat Iain MacNeil die Titelpartie mit Bravour gemeistert.
Anzumerken ist auch, dass die Partie der Kirke leider erkrankt war und szenisch durch Alona Mokiievets sowie gesanglich durch Annette Schönmüller ersetzt wurde. Eine beeindruckende Leistung, sich in nur zwei Tagen in so eine komplexe Partie einzuarbeiten!
Ich selbst muss diese Oper nicht noch einmal sehen.
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