La Juive – die Jüdin – heißt die Oper von Fromental Halévy aus dem Jahr 1835, die die Oper Frankfurt neu inszeniert hatte. Fromental Halévy war selbst Jude und in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in Frankreich rechtlich gleichgestellt. Dies ermöglichte es ihm eine Oper zu schreiben, die sich mit Antisemitismus beschäftigte, denn trotz der rechtlichen Gleichstellung waren Juden damals antisemitischer Anfeindungen ausgesetzt.
Die Oper spielt zur Zeit des Konstanzer Konzils 1414. Ziel des Konzils war es, das abendländische Schisma (mit zwei Päpsten) zu beenden. In diese Zeit hat man eine Liebesgeschichte zwischen der jüdischen Tochter Rachel des Goldschmieds Éléazar und dem Reichsfürsten Léopold gepackt. Rachel weiß nicht, dass Léopold Christ ist. Als sie ihren Vater überzeugt der Verbindung zuzustimmen, lehnt Léopold ab. Rachel ist außer sich und versucht hinter Léopolds Geheimnis zu kommen. Léopold ist mit Eudoxie, der Nichte des Kaisers verheiratet. Als Rachel das herausfindet, klagt sie Léopold an. Kardinal Brogni, der das Konzil leitet begnadigt aber Léopold und verurteilt Rachel zum Tod auf dem Scheiterhaufen, wenn sie sich nicht zum christlichen Glauben bekennt – Rachel lehnt ab. Was der Kardinal nicht weiß ist, dass Rachel seine Tochter ist, die vom Goldschmied Éléazar gerettet wurde, als das Haus des Kardinals gebrannt hatte. Er sollte es erst erfahren, als sie bereits auf dem Scheiterhaufen stand.
Die Oper zeigt die normativen Konflikte nicht nur zwischen Juden und Christen, sondern auch zwischen orthodoxen und reformatorischen Strömungen innerhalb der Religionen in den Zeitebenen des Konstanzer Konzils, der Entstehungszeit der Oper und heute. Das passiert über die Handlungsebene der Oper, der Musik und der Inszenierung. Es ist ausgesprochen spannend zu erleben, wie das alles ineinander greift. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca erläutert das selbst:
Richtig toll fand ich die Musik. Halévy bedient sich auch ungewöhnlicher Instrumente, wie der Gitarre, um ein Lied mit spanischer Folklore zu schaffen. Unglaublich bewegend ist aber die Arie von Éléazar „Rachel, quand du Seigneur“, im Stil jüdischer Musik, in der er sich selbst anklagt seine Tochter zu verraten, nur um sich am Kardinal zu rächen.
Die Sänger waren durchweg großartig; herausragend John Osborn als Éléazar.
Diese Oper wurde nach ihrer Veröffentlichung oft aufgeführt, aber heute fast gar nicht mehr. Ich kannte den Komponisten Fromental Halévy bisher nicht. Dabei ist das tolle Musik und ein bedeutender Stoff!
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