Diese Frage habe ich mir beim Konzert am Mittwoch gestellt, als Yury Revich zusammen mit Angela Gassenhuber und der Kammerakademie Potsdam „Acht Jahreszeiten“ gespielt hat.
Zunächst mal habe ich mich über mich selbst geärgert, dass ich im Vorfeld offenbar nicht genau genug gelesen hatte. Ich hatte mich darauf gefreut Vivaldis Vier Jahreszeiten einmal vollständig live zu hören, das Erlebnis hatte ich nämlich noch nicht. Stattdessen wurde aber ein Re-Arrangement von Matej Meštrović aufgeführt, das letztes Jahr Uraufführung hatte.
Da Vivaldis Fassung aber bereits perfekt ist, gibt es daran nichts mehr zu verbessern sondern im besten Fall nur etwas zu verändern. In der Regel wird das Ergebnis aber schlechter sein, als das Original. So auch am Mittwoch. Natürlich hat der Großteil des Publikums trotzdem begeistert geklatscht. Aber es gibt ja auch Menschen, die trinken einen erstklassigen Cappuccino mit Karamelsirup und Kakao oben drauf. Und dieses Publikum hat sowieso nach jedem Satz geklatscht, anstatt die einzelnen Konzerte abzuwarten. Ich habe beim Rheingau Musikfestival noch nie ein so unerfahrenes Publikum erlebt. Möglicherweise haben sie noch nicht mal den Unterschied zu Vivaldi erkannt.
Besser wurde es nach der Pause. Zunächst spielte die Kammerakademie „December“ von Michael Torke. Das war zeitgenössische Klassik, die unter easy listening durch geht.
Danach gab es die zweiten vier Jahreszeiten, nämlich „Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ von Astor Piazzolla. Und im Unterschied zum ersten Stück war dieses Stück von Vivaldi nur inspiriert und hatte nichts weiter mit dem Original zu tun, außer, dass es es an einer Stelle zitiert. So war das super.
Und als Zugabe gab es noch den Sommersturm im Original. Das hat mich dann ein kleines bisschen versöhnt.
Yury Revich spielt erstklassig Geige und sieht auch gut aus (was eher zweitrangig ist). Leider hat auch er die Bühne zur Selbstdarstellung genutzt. Das hat er doch gar nicht nötig. Mir gefällt es besser, wenn Musiker vor allem die Musik in den Mittelpunkt rücken.
Das Konzert fand übrigens open air im Kreuzgang des Klosters Eberbach statt. Ich hatte einen sehr guten Platz (besser als der des Ex-Ministerpräsidenten, der auch anwesend war).
Hier der Sommersturm von Yury Revich, wie er auch am Mittwoch gespielt wurde:
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