Um es gleich vorweg zu nehmen: das Ende von Mahlers 9. Sinfonie erfordert vom Publikum eine enorme Selbstdisziplin und die habe ich bei diesem Konzert erlebt! Man hätte eine Stecknadel fallen hören können!
Aber von vorne. Das SWR Symphonie Orchester führte unter der Leitung von Teodor Currentzis in der Liederhalle Stuttgart Mahler 9 auf. Das ist Mahlers letzte Sinfonie, die er 1909/1910 komponierte. Er hat die Uraufführung selbst nicht mehr erlebt. Nach dem riesigen Chorwerk Mahler 8 ist diese Sinfonie wieder rein instrumental.
Ich habe diese Sinfonie vorher noch nicht gehört. Sie ist viersätzig und wie immer bei Mahler groß besetzt. Ich habe gelesen, dass sie auch mit „Was mir der Tod erzählt“ übertitelt sein könnte. Das konnte ich nicht nachvollziehen. Schon deswegen nicht, weil die meisten Teile in Dur gesetzt sind.
Auf jeden Fall war diese Sinfonie wunderbar zu hören. Am Anfang habe ich noch ein bisschen Wagner durchgehört, später dann aber auch Jazz-Rhythmen. Sie ist unglaublich abwechslungsreich und sehr harmonisch. Auch das sprunghafte, dass die Sinfonie in sich haben soll, konnte ich nicht nachvollziehen.
Überirdisch ist dann aber tatsächlich der 4. Satz. Er wird wieder von den Streichern dominiert, nachdem im 3. Satz Blech, Holz und Perkussion ihren Höhepunkt hatten. Und zum Schluss hin wird es immer leiser und leiser. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, wurde dann auch das Licht immer weiter gedimmt, bis schließlich nur noch die Notenlampen leuchteten. Immer leiser wurde es, bis die Musik schließlich ganz erstarb.
Wesentlich ist natürlich, dass dieses musikalische Geschehen nicht durch ein unaufmerksames Publikum zerstört wird. Und das war ein unglaublicher Moment gestern, als das Publikum die Luft anzuhalten schien. Das auch über das Ende der Musik hinaus, bis Herr Currentzis endlich die Hände senkte, die Steicher die Intrumente herunter nahmen und dann ein tosender Applaus einsetzte.
Nach dem Konzert habe ich nur begeisterte und bewegte Menschen gesehen. Lediglich eine Dame meinte, dass Currentzis im ersten Satz noch nicht die Stringenz hatte, wie im vierten Satz. Ich konnte das nicht beurteilen, weil ich das Werk noch nicht gehört hatte. Aber ich konnte ihre Kritik nachvollziehen. Trotzdem waren wir uns einig, dass wir ein fantastisches Konzert erlebt hatten.
Wie in beim SWR Symphonie Orchester üblich gab es auch danach wieder etwas Musik. Diesmal war es Hay que Caminar von Luigi Nono. Das ist sein letzes Werk, dass er 1989 komponiert hatte. Eine Sonando für zwei Violinen. Ein kurzes Werk mit drei Sätzen, wo sich die Geiger jeweils unterschiedlich im Raum platzieren. Das war schon sehr gewöhnungsbedürftig, da man nicht gerade versucht hat vom Wohlklang der Violine zu profitieren.
Insgesamt aber ein herausragender Abend und ein einzigartiges Konzerterlebnis!
Leave A Reply