Astor Piazzolla wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass gab es im Rahmen des Rheingau Musik Festivals ein Geburtstagskonzert, ausschließlich mit Werken von Astor Piazzolla. Ob es ihm gefallen hätte? Hoffentlich. Ob es dem Publikum gefallen hat? Sehr! Am Ende gab es Standing Ovations!
Astor Piazzolla war der Begründer des Tango Nuevo. Zunächst spielte er das Bandoneon in Tango-Ensembles in Argentinien. Dann studierte er klassische Musikkomposition in Europa, ging aber nach Argentinien zurück als seine Lehrerin entdeckt hatte, dass er Tango gespielt hat und sie das als seine Bestimmung angesehen hat. Er verknüpfte die klassische Musik mit dem Tango und formte auf diese Weise den Tango Nuevo. Ich bin Frau Boulanger sehr dankbar, dass sie Herrn Piazzolla so beeinflusst hat!
Wie immer zur Zeit war das Konzert recht kurz – eine Stunde und mit Applaus und Zugaben dann anderthalb Stunden. Gespielt wurden 6 kürzere Stücke sowie die Vier Jahreszeiten von Astor Piazzolla.
Die vier Jahreszeiten von Piazzolla hatte ich schon gehört – an ebendieser Stelle vor zwei Jahren. Allerdings damals mit Sologeige und nicht mit Bajan. Die vier Jahreszeiten von Piazzolla haben nichts mit dem Werk von Vivaldi gemein – außer, dass sie Piazzolla inspiriert haben. In jedem Fall ist es ein tolles Werk und es wurde einmalig dargeboten!
Das Bajan spielte Aydar Gaynullin. Ein Bajan ist die osteuropäische Version des Akkordeons. Als ich es eben nachgeschlagen habe, hat Google sofort ein Bild von Aydar Gaynullin präsentiert und das wundert mich nicht! Er hat einfach brillant gespielt! Zwischendrin tauschte er für zwei der Lieder das Bajan durch eine Art überdimensionale Mundharmonika aus. Wenn ich richtig recherchiert habe handelte es sich dabei um eine Accordina. Ein Instrument, das ich vorher noch nie gesehen habe. Es klang wie eine Kreuzung aus Akkordeon und Mundharmonika.
Er hatte zwei befreundete Musiker aus Berlin dabei: Alexey Wagner an der Gitarre und Philipp Kullen am Cajon (eine Art Sitztrommel) und Percussion. Beide haben sehr gut gespielt, aber musikbedingt stärker im Hintergrund.
Außerdem wurden die Solisten vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Robert Tuohy begleitet. Mit ebenfalls toller solistischer erster Geige.
Insgesamt konnte man spüren, dass zwischen den Musikern eine gute Stimmung herrschte, es wurde viel kommuniziert und diese Begeisterung hat sich auch auf das Publikum übertragen.
Ich habe noch bei keinem klassischen Konzert so viele Zuhörer mitwippen gesehen – bis hin zum leichten Tanzen der stehenden Zuhörer bei der Zugabe.
Das letzte Lied vor der Zugabe war Piazzollas berühmtestes Werk, der Libertango. Ich habe es schon oft in Konzerten gehört, aber noch nie so „original“, wie diesmal. Eine tolle Fassung mit Herrn Gaynullin habe ich auf Youtube gefunden:
Als Zugabe gab es dann eine Eigenkomposition von Aydar Gaynullin, aus dem Film Euphoria. Mit der Zugabe setzte Regen ein, davor kam sogar noch die Sonne heraus.
Konzertlocation war der Kreuzgang von Kloster Eberbach. Wer noch nicht dort war, sollte sich das einmal ansehen. Das Kloster ist wunderbar erhalten und der Kreuzgang sozusagen der grüne Innenhof, wo das Konzert open-air stattgefunden hat.
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