Als Erstaufführung zeigte die Frankfurter Oper im Bockenheimer Depot die Zauberoper Amadigi von Georg Friedrich Händel. Zauberoper heißt, dass sie im Reich der Zauberin Melissa spielt, die den Ritter Amadigi liebt. Der liebt aber Oriana, die wiederum auch von Amadigis Freund Dardano geliebt wird. Zauberoper heißt auch, dass es kein festes Bühnenbild gibt und zumindest früher hat man im Rahmen der Oper ein Spektakel veranstaltet.
Die Frankfurter Erstaufführung fand im Depot statt. Das ist einerseits das kleine Haus und andererseit das Haus, in dem stärker experimentiert wird. Das Experiment war, dass man die Oper in ein Schwimmbad – genauer in ein Thermalsanatorium – verwandelt hat. Schon im Foyer sind die gefließten Wände zu sehen und es liegen auch Handtücher aus.
Der Zusammenhang zwischen Thermalsanatorium und Zauberwelt erschloss sich für mich leider nicht. Natürlich kann eine Zauberwelt überall existieren, aber besonders zauberhaft empfand ich das Geschehen nicht. Ich empfand mich auch durch das Bühnenbild nicht in das Geschehen hineingezogen, wie es im Begleittext der Oper heißt.
Die Handlung der Oper ist dünn. Amadigi und Oriana lieben sich und wollen aus Melissas Zauberwelt fliehen, in der sie gefangen sind. Dardano verrät Amadigi, weil er Oriana selbst liebt und wird im Verlauf des Stückes von Amadigi getötet. Im zweiten Akt kommt es zu einer unerklärlichen Auseinandersetzung zwischen Amadigi und Oriana, die sich im dritten Akt auflöst. Da es Melissa nicht gelingt die Verbindung zwischen Amadigi und Oriana aufzulösen beschließt sie, die beiden zu töten. Allerdings greifen höhere Mächte ein, beschützen die Liebenden und Melissa stirbt. An der Wand stehen die Worte Amantes Amentes – zu deutsch: Liebende sind Verrückte. So ist das wohl.
Das Ganze wird auf über zweieinhalb Stunden gestreckt. Musikalisch beginnt es so, wie ich es von Händel erwarte. Spannender wird es dann aber im zweiten und dritten Akt. Das besondere ist auch, dass alle Partien mit hohen Stimmen besetzt sind. Amadigi wurde vom Countertenor Brennan Hall gesungen und gespielt.
Ich fand seine Leistung als Countertenor zwar gut, aber nicht hervorragend. Allerdings bot das Schwimmbad auf der Bühne die Möglichkeit, dass Herr Hall schwimmen ging (laut Libretto trank er aus dem Zauberbrunnen), und das war ein sehr sehenswerter Anblick! Darüber habe ich glatt alle stimmlichen Schwächen vergessen.
Kateryna Kasper als Oriana dagegen sang herausragend. Sie ist Ensemblemitglied in Frankfurt und gastiert auch an anderen Häusern. Ich freue mich schon darauf sie wieder zu hören!
Das Orchester war Barock besetzt. Außerdem war es zumindest von einer Laute unterstützt, das Cembalo wurde vom Dirigenten Roland Böer selbst gespielt. Musikalisch war das wieder einmalig!
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