Drei Jahre ist es her, dass ich zuletzt Ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms erlebt habe. In Dresden steht es immer am Volkstrauertag auf dem Programm – die letzten beiden Male verhinderte aber Corona die Aufführung. Tatsächlich war diese Aufführung aber besonders: seit September ist Martin Lehmann Kreuzkantor und dies war das erste große Konzert von ihm mit dem Kreuzchor in der Kreuzkirche.
Die Kirche war scheinbar ausverkauft und die Spannung auf das Konzert spürbar. Und so bekam ich mit den ersten Tönen des Orchesters und dann des Chores eine Gänsehaut und das wiederholte sich während des Konzertes noch ganz oft! Und gerade mit dem zweiten und sechsten Satz gesellte sich noch ein Herzklopfen dazu. Es war ein wirklich phantastisches Konzert!
Ein Markenzeichen des Windsbacher Knabenchores unter Martin Lehmann war, dass der Chor so präzise gesungen hat und genau das war auch hier der Fall. Jetzt muss man dazu sagen, dass Martin Lehmann den Kreuzchor ja erst übernommen hat und dass bei diesem Konzert noch zusätzlich ein weiterer mitgesungen hat – Vocal Concert Dresden – sowie einige Ehemalige des Kreuzchores. Insofern fand ich diese Leistung sehr überraschend und bin gespannt, was Herr Lehmann aus dem Kreuzchor noch hervorzaubern wird.
Insbesondere auch die Dynamik des Stückes hat Herr Lehmann mit den geschätzt 200 Sängern ausgelotet. So wurden die leisen Passagen „Selig sind…“ sehr leise und die lauten Passagen, z.B. „Tod, wo ist dein Stachel…“ sehr laut gesungen. Das habe ich in der Form bisher nicht erlebt.
Wie mir einer der Orchestermusiker mitgegeben hat, wird sich das Orchesterdirigat noch entwickeln. Die Dresdner Philharmonie blieb eng an den Noten, was der musikalischen Leistung aber nicht abträglich war. Es war wohl das erste Zusammentreffen von Orchester und Dirigent, insofern muss man sich noch aufeinander abstimmen. Für den Laien war es aber nicht hörbar.
Ganz ausgezeichnet war auch wieder der Bariton Christoph Pohl, der mich bereits als Solist in diesem Werk begeistert hatte. Er hat eine wunderbar kräftige und klare Stimme mit der er die Bibeltexte transportiert. Auch die Sopranistin Nikola Hillebrand hat sehr gut gesungen, wenngleich der Sopran nur in einem Satz des Werkes vertreten ist.
Unter dem Strich hat es sich wieder gelohnt nach Dresden gefahren zu sein, um Ein Deutsches Requiem zu erleben!
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