Hélène Grimaud war in der Alten Oper in Frankfurt mit einem Recital zu hören. Sie gilt als eine der weltbesten Pianistinnen und ist dies sicherlich auch. Ihr Spiel war wunderbar, leider fand ich die Werksauswahl zum großen Teil so ungelungen, dass ich mich fast während des gesamten Konzertes nur gelangweilt habe.
Besonders die erste Hälfte des Konzerts war schwer zu ertragen. Es begann mit der Klaviersonate Nr. 30 von Ludwig van Beethoven. Beethoven hat 32 Klaviersonaten geschrieben, diese zählt also zu den späten. Sie mag ihre Höhepunkte haben, leider blieben sie mir verborgen. Dann ging es weiter mit den drei Intermezzi von Brahms, eine Sammlung von Charakterstücken für Klavier, die mich leider völlig kalt ließ.
Frau Grimaud schien aber auch erkältet zu sein: sie musste sich zwischen den Sätzen gelegentlich abwenden und hustete intensiv. Den Applaus nahm sie professionell lächelnd entgegen. Für mich war da wenig innere Begeisterung zu spüren.
Meine Hoffnung war, dass die zweite Hälfte des Konzert besser würde und tatsächlich war das auch der Fall.
Zunächst ging es mit Brahms weiter, den Sieben Fantasien – insgesamt sieben Stücke, die zu einem Gesamtwerk zusammengefügt sind, darunter vier Intermezzi und drei Capricci. Die Intermezzi fand ich genauso langweilig, wie die drei Intermezzi vor der Pause, die Capricci dagegen waren heiter und wirklich schön.
Richtig gut wurde es erst zum Schluss, mit der Chaconne aus der Partita Nr. 2 von Johann Sebastian Bach in der Fassung für Klavier solo von Ferruccio Busoni. Busoni hat hier eine Meisterleistung vollbracht, das Stück so auf das Klavier zu übertragen, dass er den Tonumfang des Klaviers nutzte. Und hier trumpfte Hélène Grimaud endlich auf und konnte mich für sich begeistern, obwohl ich ihr Spiel immer noch etwas kühl fand.
Dem Rest des Publikums ging es offenbar nicht so wie mir. Es gab großen Applaus, den Frau Grimaud mit zwei Zugaben belohnte, die aber leider nicht angekündigt wurden und die ich nicht erkannt habe.
Insgesamt für mich ein eher blasses Konzert.
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