Obwohl die Johannes-Passion einen Oratorien-Charakter hat, wurde sie ursprünglich als Teil der Liturgie des Karfreitagsgottesdienstes aufgeführt. Um diesen Charakter bemühte man sich auch in der Aufführung in der Nürnberger Friedenskirche. Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt zwischen dem ersten und dem zweiten Teil der Passion eine kurze Predigt, in der er insbesondere Psalm 22 zitierte, in dem es um den vermeintlichen Widerspruch geht, dass Gott uns verlassen hätte und dass wir uns auf Gott verlassen können – der eben insbesondere in der Passion auch zitiert wird. Ein Widerspruch mit dem man leben muss, wenn man an Gott glaubt – glaubt man nicht, stellt sich der Widerspruch nicht.
Unabhängig davon war es ein hervorragendes Konzert! Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Ludwig Böhme hat wieder ganz ausgezeichnet gesungen, voller Hingabe und Leidenschaft. Die Zeiten, dass die Jungs bewegungslos verharren und nur den Text singen sind vorbei. Viele gehen wirklich mit dem Inhalt und der Musik mit, wodurch die Aufführung an Glaubwürdigkeit gewinnt!
Begleitet wurden die Windsbacher vom Wrocław Baroque Orchestra aus Breslau; einem barock besetzten Orchester, die auf Originalinstrumenten spielten. Darunter war auch wieder eine Theorbe; das ist zwar ein hübsch anzusehendes Instrument, leider ist es sehr leise und kommt eigentlich nur in den wenigen Solopassagen richtig zur Geltung.
Herausragend gesungen hat der Evangelist Tobias Hunger und auch die anderen Solisten waren sehr gut: Anja Pöche als Sopran, David Erler als Altus, Klaus Mertens als Bariton in der Rolle des Pilatus und Thomas Laske als Bariton in der Rolle als Jesus. Die Alt-Stimme war – auch sehr originalgetreu – mit einem Altus besetzt, was ich allerdings klanglich nicht so toll finde.
Am Ende gab es Standing Ovations; was für das tolle Konzert absolut angemessen war!
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