Die Erfahrung sagt, dass die Matthäuspassion am Karfreitag besser klingt, als an Gründonnerstag, obwohl es die gleichen Aufführenden sind. Und das war auch diesmal wieder so, aber nicht nur nuanciert, sondern sehr viel deutlicher, als sonst. Das betraf sowohl den Chor, als auch die Solisten.
Beim Chor ist das „normal“, da erscheint mir einfach die Konzentration am zweiten „wichtigeren“ Tag größer. Besonders den Bass fand ich am Donnerstag recht zurückhaltend und am Freitag kräftiger – wobei ich den schon besser erlebt habe. Toll waren aber die Chor-Solisten. Bei Martin Lehmann ist es üblich, dass die ganzen „Nebenrollen“, wie Judas, Petrus oder Pontifex, von Solisten aus dem Chor gesungen werden. Das hat wirklich toll funktioniert; die Jungs und jungen Männer haben sehr gut gesungen!
Was die Solisten anging, fand ich Marie-Sophie Pollak am Donnerstag herausragend und am Freitag nur sehr gut. Das waren aber eher Nuancen, so hat sie mich z.B. donnerstags bei der Arie Aus Liebe will mein Heiland sterben etwas stärker berührt, evtl. hat das auch an mir gelegen. Auf jeden Fall singt sie einen wunderschönen kräftigen aber nicht schrillen Sopran!
Die Altstimme war von einem Altus besetzt. Das begeistert mich immer nicht so sehr. Jonathan Mayenschein ist noch sehr jung, studiert noch in Dresden Gesang im Master. Er hat bereits unter Lehmann bei den Windsbachern gesungen. Tatsächlich hat er eine sehr schöne Altstimme und er ging auch im Duett mit Marie-Sophie Pollak nicht unter, was ich erst befürchtet hatte. Im Gegenteil, das war ausgesprochen harmonisch!
Der Evangelist wurde von Benedikt Kristjánsson gesungen. Er konnte mich in den hohen Stimmlagen begeistern. Ansonsten allerdings mochte ich den Klang der Stimme nicht so sehr – das war freitags etwas besser als donnerstags, aber begeistert war ich nicht.
Die Bassarien wurden von Tobias Berndt gesungen. Ihn habe ich schon oft gehört und das war wie immer eine sehr tolle und solide Leistung!
Der Bariton Klaus Häger hat den Jesus gesungen. Das war natürlich sehr gut dargeboten, aber den Jesus habe ich nicht erkannt. Gerade bei dieser Rolle wünsche ich mir – und habe das auch schon so erlebt – eine deutlichere Verkörperung des Jesus.
Unter dem Strich waren das zwei tolle Konzerte, die mich aber nicht ganz so überzeugt haben, wie ich das schon erlebt habe.
Leave A Reply