In der Alten Oper in Frankfurt gibt es die Reihe 2x Hören. Dabei hört man zunächst ein kammermusikalisches Werk, das wird dann im Detail besprochen und anschließend hört man es nochmal, aber dann eben mit dem deutlich erweiterten Verständnis durch das ausführliche Werkstattgespräch. Das ist grundsätzlich ein ganz tolles Format, was dem Zuhörenden einen viel tieferen Einblick in die Musik ermöglicht.
Dieses Mal wurde das erste Streichquartett Eclipse von Brett Dean vom Doric String Quartet aufgeführt. Das Stück ist ausgesprochen disharmonisch und tut beim hören weh. Ich fand es wirklich fürchterlich dabei zuzuhören und war froh, als es schließlich zu Ende war! Dann begann das Werkstattgespräch mit der Moderation durch Dr. Markus Fein und wir haben erfahren, dass das Stück des australischen Komponisten Brett Dean 2003 geschrieben wurde, als Resonanz auf die Tampa-Affaire, wo Australien die Aufnahme von Bootsflüchtlingen verweigert hatte.
Das kann man sicher so umsetzen und die Musik spiegelt das Leid der Bootsflüchtlinge und die Verfahrenheit der Situation nach.
Im Gespräch haben wir erfahren, wie schwierig das Stück tatsächlich zu spielen ist und haben auch einen Blick in die Partitur geworfen, damit wir das besser nachvollziehen konnten und dazu hat das Doric String Quartet verschiedene Passagen nochmals gespielt, die auch die Unterschiedlichkeit der Musik in den drei Abschnitten gezeigt haben.
Interessant war auch das Experiment wie die Musik wirkt, wenn wir uns dazu ein Bild ansehen. Zur Auswahl standen das Floß der Medusa von Théodore Géricault:
Der Mönch am Meer von Caspar David Friedrich:
Und Gerhard Richters Seestück (See-See):
Ausgewählt wurde schließlich der Richter und in dieser Kombination war die Musik einigermaßen erträglich.
Überraschungsgast war diesmal Lutz Mandler von der Hochschule für Musik Mainz. Zunächst ergänzte er das Quartett um ein Schneckenhorn und später nochmal mit einem Didgeridoo. Interessant ist, dass Musiker sich doch recht spontan auf so etwas einlassen können und dann als Quintett improvisieren. Das hat sich auch tatsächlich gut in das Gesamtwerk eingefügt.
Unabhängig von den ganzen Ausführungen und Erläuterungen wurde die Musik dadurch aber nicht hörbarer. Dennoch sind wir sitzen geblieben und haben das Stück ein zweites Mal ertragen. Das Verständnis war beim zweiten Mal sicher größer und auch die Wertschätzung für die Musiker solch ein schwieriges Werk darzubieten. Besser wurde die Musik dadurch allerdings nicht und mein Bedürfnis dieses Werk ein drittes Mal zu hören wurde nicht geweckt.
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