Normalerweise tritt der Kreuzchor im Rahmen der Musikfestspiele Dresden nur zur Serenade in Schloss Pillnitz auf. Diesmal gab es aber ein zusätzliches Konzert, zusammen mit der Dresdner Philharmonie und mehreren Solisten, das an zwei Terminen im Dresdner Kulturpalast stattfand. Die Aufführungen wurden allerdings auch unabhängig von den Musikfestspielen angeboten.
Der erste Teil des Konzertes war die Messe in As-Dur von Franz Schubert. Es ist die fünfte von insgesamt sieben Messen, die Schubert schrieb. Sie folgt der katholischen Liturgie und wurde in lateinischer Sprache gesungen. Interessant war, dass die Messe in deutsch übertitelt wurde – so etwas gibt es in einer Kirche natürlich nie.
Schubert hat sich mit dieser Messe um die Stelle als Vizehofkapellmeister am kaiserlichen Hof beworben – traf aber den Geschmack des Kaisers nicht. Meinen leider auch nicht so richtig. Es ist schon festliche Musik und es klang auch gefällig, aber es hat mich an keiner Stelle mitgenommen.
Dabei ist die Messe mit vier Solisten stark besetzt und Schubert lässt die Solisten manchmal, quasi als Vokalensemble, zusammen singen zu dritt oder viert, auch als Kontrapunkt zum Chor. Das ist musikalisch auf jeden Fall interessant! Vielleicht müsste ich mich mehr mit der Messe auseinandersetzen, um mehr Begeisterung dafür aufzubringen.
An der musikalischen Darbietung hat es nicht gelegen. Der Chor war extra stark besetzt, das heißt einige Ehemalige haben den Männerchor noch ergänzt. Das ist im Kulturpalast auf jeden Fall sinnvoll, da er weniger Nachhall hat, wie z.B. die Kreuzkirche. Das hat im Konzert für einen sehr ausgeglichenen Klang gesorgt!
Die Solisten waren die Sopranistin Elsa Benoit, die Mezzosopranistin Ulrike Malotta, der Tenor Patrick Grahl und der Bass Klaus Häger. Tenor und Bass sind bekannte Gesichter beim Kreuzchor, die Damen kannte ich noch nicht, aber sie haben sehr gut gesungen, insbesondere Elsa Benoit!
Sie war dann auch noch im zweiten Konzertteil nach der Pause zu hören, in Francis Poulencs Gloria von 1959 – an einer Stelle auch nochmal der Tenor Patrick Grahl, allerdings mit dem Chor mitgesungen und nicht von einer Solistenposition. Was für ein ungewöhnliches und großartiges Stück!
Auch dieses Stück verwendet den lateinischen Bibeltext, aber der Charakter der Musik ist überhaupt nicht getragen, sondern lebhaft und fröhlich! Poulenc selbst sagte, dass er sich an Fresken orientiert hat, auf denen Engel die Zunge herausstrecken und an fußballspielende Benediktinermönche. Hört man diese Musik, versteht man den Vergleich sofort! An vielen Stellen musste ich lachen. So möchte ich sakrale Musik erleben! Und feierlich ist das von Elsa Benoit gesungene Amen am Ende auf jeden Fall!
Das Konzert wurde von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und wird am 2.6.2024 um 20:03 Uhr gesendet.
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