Im Rahmen des Rheingau Musikfestivals gab Alexander Malofeev ein Klavier-Recital auf Schloss Johannisberg. Wie wir in der Begrüßung erfahren haben, debüttierte er bereits 15jährig (heute ist er 22) auf dem Festival. 2022 sprang er in der Alten Oper Frankfurt und dem Wiener Musikverein für Khatia Buniatishvili ein und begeisterte das Publikum mit Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert. Anfang März diesen Jahres war er wieder mit dem hr-Sinfonieorchester in der Alten Oper zu erleben – und erntete wieder erstklassige Kritiken!
Dieses Mal war es ein Abriss unterschiedlichster Klavierwerke (bzw. für Klavier arrangierter Werke) aus mehreren Jahrhunderten, die wir zu hören bekamen.
Los ging es mit der Suite in B-Dur von Georg Friedrich Händel. Und sofort war es im Saal mucksmäuschenstill und alle hingen an Alexander Malofeevs Spiel, der offenbar im Barock ebenso zu Hause ist, wie in der russischen Spätromantik. Das Menuett hatte er im März in der Alten Oper als Zugabe gespielt:
Interessant ist, dass man in den Kommentaren teilweise lesen kann, dass es sich dabei um das Arrangement von Wilhelm Kempff handeln soll, das grauenvoll gespielt sei und nichts mit Händel zu tun habe. Tatsächlich handelt es sich nicht um das Kempffsche Arrangement und ich frage mich, wann diese Menschen zuletzt mit Händel gesprochen haben, um zu wissen, wie Händel das Stück gespielt haben wollte. Die Arroganz dieser Besserwisser ist unerträglich!
Das Publikum im Fürst von Metternichsaal war jedenfalls so begeistert, dass es zu applaudieren vergaß und Alexander Malofeev direkt weiterspielte. Es folgte das Concerto in a-Moll von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung für Klavier von Samuil Feinberg. Und wieder war das Publikum von Malofeevs Spiel völlig gefesselt. Wieder hätte er beinahe direkt weitergespielt, aber dann brandete doch Applaus auf, der Alexander Malofeev sichtlich aus seiner Welt herausholte. Dann lächelte er und es fiel ihm ein, dass er sich wohl verbeugen müsse. Von mir aus hätte diese Unterbrechung nicht sein müssen, auch wenn sie seiner Leistung mehr als angemessen war.
Vor der Pause kam dann noch Frédéric Chopins Andante spianato et Grande Polonaise brillante. Wie anders diese Musik klang, im Vergleich zu den barocken Stücken! Und auch, wie anders sie gespielt wurde! Man konnte das an Alexander Malofeevs Haltung förmlich sehen – wahrscheinlich ist das völlig normal, aber mir ist es bisher nie so deutlich aufgefallen. Mit großem Applaus wurde er in die Pause entlassen.
Weiter ging es mit Morceaux de fantaisie von Sergei Rachmaninoff. Fünf Sätze großer Intimität und Virtuosität.
Und den Abschluss bildeten zwei Stücke von Richard Wagner jeweils in der Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt: Elsas Traum aus Lohengrin und die Ouvertüre zum Tannhäuser. Beides wieder ohne Pause hintereinander weg gespielt. Dazwischen fand man kaum Zeit einmal aufzuatmen. Was für eine brillante Leistung!
Es gab Standing Ovations und das Publikum wollte Alexander Malofeev eigentlich nicht gehen lassen. Erst nach drei Zugaben, ließ man ihn ziehen. Und auch die hatten es in sich: zunächst das Prélude für die linke Hand von Alexander Skrjabin, dann die Toccata in d-Moll von Sergei Prokofjew. Eine weitere Zugabe war scheinbar zunächst nicht vorgesehen, aber da das Publikum so sehr jubelte, setzte sich Alexander Malofeev nochmal an den Flügel. Und jetzt bin ich nicht sicher, um was es sich bei der dritten Zugabe handelte – wahrscheinlich etwas von Bach; nach der Toccata ein ganz ruhiges Stück, so dass man nach dem Konzert beseelt nach Hause gehen konnte.
Tolle Musik, ein beeindruckender Künstler, ein sehr gutes Publikum, eine wunderschöne Location! Nur das Catering in der Pause funktionierte leider gar nicht! Mit zwei Personen im Service, war der Weinstand völlig unterbesetzt, dazu kam, dass die eingesetzten Personen ihre Aufgabe offenbar nicht verstanden – möglichst viele Gäste in kurzer Zeit mit einem Getränk zu versehen. Ich stand eine Viertelstunde an, vor mir waren ungefähr zehn Personen. In dieser Viertelstunde ist es mir leider nicht gelungen bis zur Theke nach vorne zu kommen, so dass ich ohne ein Getränk wieder gehen musste. Und es ist nicht so, dass die Weine auf Schloss Johannisberg besonders günstig wären. Hier muss der Veranstalter dringend nacharbeiten!
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