Manon Lescaut ist in der Frankfurter Oper neu eingezogen. Ich hoffe sie bleibt ein bisschen länger, ich würde sie gern nochmal besuchen!
Ich war wieder einmal geflasht von der großartigen Inszenierung in Frankfurt. Die Handlung wurde aus dem 18. Jahrhundert nach heute verlegt. Die arme Manon Lescaut wurde nicht an einen reichen Steuerbeamten verkauft sondern in einen Nachtclub. In der Frankfurter Inszenierung ist sie aus ihrem Land geflüchtet, was uns ein Eingangsvideo zeigt. Dabei wird weniger auf das Schicksal der Flüchtlinge verwiesen als auf die vielen Frauen, die hier in Bordellen landen.
Ich mag diese Mischung aus Eingangsvideo und den Wechsel in die Opernrealität. Das hat mir schon bei La Fanciulla del West sehr gut gefallen.
Leider gibt es im Verlauf des Stückes einen Knackpunkt, der eigentlich nicht funktioniert: Manon wird ausgewiesen und landet dann in Amerika. Diesen Fehler beiseite gestellt funktioniert das Ganze aber so gut, dass ich mich teilweise gefragt habe, ob die Übertitel der Inszenierung angepasst wurden – wurden sie nicht.
Das zentrale Element auf der Bühne waren die überdimensionalen Lettern „LOVE“, die das Hauptthema des Stückes beschreiben. Alles dreht sich in dem Stück um Liebe und so war es nur konsequent das auf die Bühne zu schreiben. Ein bisschen erinnerte mich das an eine Installation, die ich vor sechzehn Jahren in New York fotografiert hatte, nur dass die Lettern auf der Bühne noch viel größer waren.
Im Lauf des Stückes wurden diese Lettern immer unterschiedlich beleuchtet und passten sich so dem jeweiligen Kontext an.
Der erste Akt zeigt eine Straßenszene, die nicht besonders spektakulär dargestellt wurde. Am Ende flüchtet Manon mit ihrem Geliebten Des Grieux in einem Sprinter bevor ihr Bruder sie an Geronte de Ravoir verkaufen kann.
Im zweiten Akt klappt dann der Nachtclub herunter. Das war wirklich beeindruckend! In diesem Nachtclub konnte man leicht bekleidete Damen beim Poledance sehen; die Atmosphäre war sehr authentisch! Manons Bruder hat Manon überredet ein Verhältnis mit Geronte anzufangen, da man von Liebe allein nicht leben kann. Als aber Des Grieux kommt beschließt sie mit ihm zu fliehen. Sie bestielt Geronte, der sie aber anzeigt, woraufhin sie ausgewiesen werden soll.
Der dritte Akt zeigt dann das Lager der Ausgewiesenen, die auf ihre Verschiffung warten. Auch dieses Bild mit den Käfigen auf der Bühne ist wieder sehr stark. Des Grieux überredet den Kapitän, dass er mitkommen kann, damit er seine Manon während der Fahrt beschützen kann.
Der letzte Akt spielt in der Wüste. Außer „LOVE“ ist nichts mehr übrig. Manon ist todkrank und stirbt schließlich in den Armen ihres Geliebten.
Natürlich spricht dieses moderne Zeug nicht jeden an, während ich begeistert war haben sich in der Pause andere Zuschauer über die Inszenierung beschwert.
Musikalisch waren sich aber offenbar alle einig, dass es fantastisch war. So einen tosenden Applaus im vollständig ausverkauften Haus habe ich selten gehört. Insbesondere die Titelheldin, gesungen von Asmik Grigorian war herausragend, ebenso ihr Geliebter, gesungen von Joshua Guerrero. Ich habe selten ein so durchgängig erstklassiges gesangliches Niveau in Frankfurt erlebt.
Hier noch die Frankfurter Oper über ihr Stück.
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