In Frankfurt hatte die lustige Witwe Wiederaufnahme. Eine der seltenen Gelegenheiten in Frankfurt eine Operette zu sehen – was schade ist, da die Inszenierungen bisher oft sehr toll waren. Mit der lustigen Witwe tat ich mir aber schwer.
Das lag an der Inszenierung. Als Zuschauer befanden wir uns nicht nur in der Operette der lustigen Witwe, sondern gleichzeitig in einem Filmset über die lustige Witwe. So gab es ein Kamerateam auf der Bühne – allerdings wurde der Dreh leider nicht gleichzeitig projiziert, was wir in Frankfurt auch schon gesehen haben. Außerdem gab es einen Regisseur, der das Stück (also die Operette) immer wieder unterbrochen hat und Regieanweisungen gegeben hat. Das kann ja gut sein, aber für mich hat es nicht funktioniert.
Zunächst einmal hat die Operette selbst ein Vorspiel, das man kennen muss, da es nicht auf der Bühne passiert. Hanna (die lustige Witwe) hatte ein Verhältnis mit Danilo, das aufgrund der ursprünglich niedrigen Stellung von Hanna nicht funktionieren konnte (das Stück spielt um 1900). In der Zwischenzeit hat Hanna dann aber einen reichen Bankier geheiratet, der in der Hochzeitsnacht verstarb. Damit war sie also reich und alle Männer umschwirren sie. Danilo aber nicht, da er nicht den Eindruck erwecken wollte, er hätte nur aufgrund von Hannas Reichtum Interesse an ihr. Später löst sich das aber auf und am Ende bekommen sie sich.
Die Inszenierung geht davon aus, dass es auch zwischen den Darstellern der Hanna und des Danilo ein Vorspiel gab und zeigt die beiden nun, wie sie sich im Stück wieder verlieben und in der Realität vielleicht auch – die Inszenierung lässt das offen. Ich finde die Abgrenzung zwischen (scheinbarer) Realität und dem Geschehen auf der Bühne war nicht immer klar und vor allem nicht konsequent. Mir war auch nicht klar, weshalb es diese zwei Ebenen brauchte um die Zerissenheit des Liebespaars zu erklären.
Hier ist die Erläuterung des Regisseurs, wo man auch einige Szenen der Aufführung sieht:
In der Folge dieser Inszenierung wurde auch das Duett „Zauber der Häuslichkeit“ zweier Nebenfiguren den Hauptdarstellern zugeordnet. Für die Hauptdarsteller funktionierte das zwar, aber besser passt das Duett zu den Nebenfiguren, denen man dadurch auch Raum nahm.
Musikalisch war die Aufführung ein Meisterwerk, das Stück von Franz Lehár ist reich an ganz unterschiedlichen Musikstilen. Sebastian Weigle stand selbst auf dem Dirigentenpult. Die Sänger waren durchweg sehr gut, Rebecca Nelsen als Hanna herausragend.
Leider stand die Aufführung auch wieder unter Coronabeschränkungen. Die Oper, die normalerweise runnd 1.500 Plätze fasst, durfte nur 250 Zuschauer hineinlassen. Das ist natürlich kein Vergleich zu einem vollen Haus und auch wenn wir uns redlich Mühe gegeben haben – der Applaus klingt einfach anders. Dennoch kam es bei den Musikern offenbar an. Denn nachdem der Vorhang gefallen war, brandete auch Applaus nach oben.
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