Heute standen zwei sehr beeindruckende junge Menschen auf der Bühne der Kölner Philharmonie: die neuseeländische Dirigentin Gemma New und der schwedische Daniel Lozakovich – zusammen mit dem tadellosen WDR Sinfonieorchester. Bei beiden hatte ich das Gefühl, dass sie jede Note die sie spielen oder dirigieren durchleben. Da wird nicht einfach heruntergespielt, was man vorher geübt hat; stattdessen wird Musik zum Leben erweckt.
Gemma New ist 30 Jahre alt und hat offenbar ein Faible für zeitgenössische Musik. Und damit begann das Konzert auch: mit Musica Celestis für Streichorchester von Aaron Jay Kernis; uraufgeführt 1992. Das Programm spricht von „einfach strukturierter Musik, die die Hörer:innen nicht vor die Hürden einer intellektuell schwer zu durchdringenden Komplexität stellt“. Das kann man despektierlich nennen. Allerdings trifft es zu – und gerade wer schon öfter die schwere Kost zeitgenössischer Klassik genossen hat, ist auch dankbar für Melodien und nachvollziehbare Harmonien. Das Werk passte so auch besser zu dem, was folgen sollte.
Das war zunächst das Violinkonzert D-Dur von Pjotr Tschaikowski, eben mit Daniel Lozakovich als Solisten. Es galt aufgrund seiner Anforderungen an die Virtuosität des Solisten zunächst als unspielbar und wurde erst dreieinhalb Jahre nach seiner Komposition 1881 uraufgeführt. Daniel Lozakovich bewies mit seinen 21 Jahren, über welche Virtuosität er verfügt und faszinierte das gesamte Publikum. Laut der englischen Wikipedia hatte er zum Konzert auch noch Geburtstag und beschenkte das Publikum dafür mit zwei Zugaben: Danse rustique von Eugène Ysaÿe sowie Waltz sentimental von Tschaikowski. Sehr amüsant war zu sehen, wie gespannt die Konzertmusiker verfolgt haben, wie Daniel Lozakovich vor der ersten Zugabe seine Stradivari gestimmt hatte. Am Ende gab es dafür vom Publikum sogar Applaus.
Hier kann man einen Ausschnitt aus dem Violinkonzert sehen:
Nach der Pause erklangen dann noch die Enigma-Variationen von Edward Elgar. 14 Variationen über ein Thema, die 14 Personen aus Elgars Leben beschreiben. Und dahinter steckt noch ein weiteres Rätsel, das man im Beitrag der Wikipedia nachlesen kann. Ein weiteres brillantes Stück von Elgar, der damit auch seinen Durchbruch erlebte. Ich mochte bisher alles, was ich von ihm gehört habe.
Das Konzert wurde vom WDR 3 aufgezeichnet und steht noch bis zum 1.5.2022 im Konzertplayer bereit.
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