Seit mehreren Jahren folge ich jetzt schon Alexander Malofeev auf Youtube und Instagram – und habe schließlich sein Debut in Frankfurt vorletztes Jahr verpasst, als er für den erkrankten Jewgenij Kissin eingesprungen war. Endlich war er wieder hier und ich konnte ihn live erleben! Er spielte die Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 von Sergej Rachmaninow, zusammen mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Alain Altinoglu.
Die Rhapsodie schrieb Rachmaninow 1934 in seinem Schweizer Exil. Es war ein großer Erfolg – anders, als bei anderen seiner Werke. Ich kann das gut nachvollziehen. Aber insbesondere hat mich Alexander Malofeevs Spiel begeistert. Er vermittelte auf mich das Gefühl, dass er die Musik spürt und sie so aus ihm herausfließt. Immer wieder hatte er Kontakt zu Alain Altinoglu und hörte dem Orchester aufmerksam zu, wenn er eine der wenigen Pausen hatte. Das Publikum war begeistert.
Also Zugabe spielte er zunächst das Menuett in g-Moll von Georg Friedrich Händel und danach noch den Tanz der Zuckerfee aus der Nussknacker Suite von Tschaikowski in der Bearbeitung von Mikhail Pletnev. Für mich hätte Alexander Malofeev weiterspielen dürfen.
Mein Platz war musikalisch für das Orchesterwerk gar nicht so gut. Ich saß direkt vor Alexander Malofeev, also perfekt, um jede Mimik zu erfassen und sein fantastisches Spiel zu beobachten, aber in der Position ist das Klavier eigentlich zu laut. Dennoch hätte ich für das Klavierkonzert keinen anderen Platz haben wollen. Danach folgte allerdings die 4. Sinfonie in c-Moll von Dmitrij Schostakowitsch. Und hier greift Schostakowitsch, was die Orchesterbesetzung angeht, in die Vollen. Hier wäre etwas Abstand nicht schlecht gewesen. Immerhin ist die Alte Oper groß genug, so dass man dieses Werk dort gut aufführen kann.
Das besondere an der 4. Sinfonie ist, dass Schostakowitsch sie zwar ebenfalls 1934 komponiert hatte mit der Uraufführung 25 Jahre bis nach Stalins Tod warten musste. Offenbar erlaubten es erst die Reformen von Nikita Chruschtschow, dass man auch wieder anspruchsvollere Musik spielen durfte. Mit Schostakowitschs 5. Sinfonie hatte er sich beim Stalin Regime rehabilitiert. Ich habe sie erst vor kurzem gehört und er selbst hat wohl gesagt, dass sie in großen Teilen ironisch zu verstehen ist.
Die 4. Sinfonie jedenfalls ist unglaublich mächtig und bewegend. Und das hr-Sinfonieorchester unter Alain Altinoglu hat das Werk brillant dargeboten.
Das Konzert wurde sowohl donnerstags als auch freitags aufgeführt und wurde aufgezeichnet. Die Aufzeichnung von Freitag ist auf Youtube zu finden:
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