In der Reihe „2 x Hören“ der Alten Oper Frankfurt stand diesmal das Streichoktett von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm, das er – erst 16jährig – 1825 komponiert hatte.
Ein Streichoktett ist etwas sehr Ungewöhnliches und tatsächlich ist dieses Oktett das erste seiner Art. Davor gab es Doppel-Quartette zu hören, die aber musikalisch einen anderen Charakter haben. Und das war eines der Dinge, das das Publikum gestern auch zu hören bekam! Nachdem wir zunächst das Werk gehört hatten, gespielt vom Belcea Quartett und dem Simply Quartett – in Oktettsetzung, wurde es uns, moderiert vom Intendanten der Alten Oper Dr. Markus Fein, im Detail erläutert.
Bei einem Doppel-Quartett sitzen sich zwei Streichquartette gegenüber und spielen, quasi abwechselnd, das Stück. Beim Oktett sitzen vier Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli und spielen gemeinsam das Stück. Das ungewöhnliche an der „2 x Hören“ Reihe ist, dass das dem Publikum vorgeführt wird.
Natürlich kamen zunächst die Musiker zu Wort, um ihren Eindruck von dem jugendlichen Werk wiederzugeben. Wahrscheinlich muss man 16 Jahre als sein, um auf so eine Idee zu kommen, so etwas zu komponieren! Dem Publikum wurde auch ein Einblick in die Notenschrift des Werkes gegeben, um nachvollziehen zu können, wie ungewöhnlich das wirklich komponiert ist. Und natürlich konnten wir es uns dann auch gleich nochmal anhören, um das auch nachvollziehen zu können!
Es begann aber gleich sehr toll mit der Frage: „Wie klingt das Werk, wenn es ein mittelmäßiger Komponist komponiert hätte?“. Das wurde uns vorgeführt. Danach wurde die Dynamik hinzugefügt, was man sofort hört, wovon man aber nicht hätte sagen können, dass es fehlt. Dann wurde das „flirren“ der zweiten Stimmen hinzugefügt. Und schließlich noch das Spiel der Bratschen in Synkopen. Also mehrere musikalische Ausdrucksmittel, die hier zum Tragen kommen.
Nachdem wir uns auf diese Art und Weise also der Genialität des Stückes genähert hatten, war es Zeit für die Überraschungsgäste. Das war das Pantomimenduo Wolfram von Bodecker und Alexander Neander (Bodecker & Neander). Die beiden haben sich den dritten Satz des Werkes herausgegriffen und pantomimisch das Geben und Nehmen, also den Wechsel der Intrumente zueinander, dargestellt. Das war wirklich unglaublich, wie gut das gepasst hatte. Und dann wurde uns noch der Beginn des vierten Satzes als unterschiedliche Arten der Vorbereitung auf ein Rendezvous dargestellt. Ich bin eigentlich kein Fan von Pantomime. Aber diese Darbietung war zweifelsfrei hohe Kunst!
Schließlich hatten wir uns dem Stück auf so vielfältige Weise genähert, dass es an der Zeit war, es nochmals zu hören. Völlig zu Recht goutierte das Publikum die Darbietung mit Standing Ovations!
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