In der Alten Oper Frankfurt war das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zu hören – genau genommen die Kantaten I-III und VI. Das ist gängige Aufführungspraxis, die Kantaten IV und V sind selten zu hören. In Dresden gibt es immer zwei Aufführungen, eine mit den Kantaten I-III und eine mit den Kantaten IV-VI. Tatsächlich schaffe ich es aber quasi nie in die zweite Aufführung, so dass ich bisher vor allem die Kantaten I-III gehört habe.
Der Chor in Frankfurt waren die Augsburger Domsingknaben, die ich zuletzt im April gehört hatte. Ein ganz ausgezeichneter Chor unter der Leitung von Stefan Steinemann. Das Orchester war das B‘Rock Orchestra aus Belgien, die sich auf Barockmusik in historischer Aufführungspraxis mit historischen Instrumenten spezialisiert haben. Tenor und Evangelist war Daniel Johannsen und Bass Lisandro Abadie. Die Sopran- und Alt-Solostimmen wurden von Mitgliedern des Chores gestellt. Das ist ungewöhnlich und erfordert, dass die Choristen eine gute stimmliche Ausbildung haben.
Die Jungs haben das aber bravourös gemeistert! Ganz besonders schwierig ist dabei das Duett zwischen Sopran und Bass – hier musste also einer der Chorknaben mit dem ausgebildeten Solisten zusammen singen, aber auch das hat sehr gut geklappt! Die Augsburger haben mit diesem Konzert wieder gezeigt, dass sie zu den besten Knabenchören zählen!
Ganz ausgezeichnet fand ich auch das Orchester! Wirklich alle mit Originalinstrumenten, manche davon kannte ich gar nicht. Die Trompeter mit den langen Trompeten hatten einen fantastischen Fanfarenklang! Vielleicht ist der Saal der Alten Oper etwas zu groß ein klassisches Barockorchester, aber in der 5. Reihe war der Klang ganz präsent. Der Nachteil bei den historischen Instrumenten ist nur, dass sie vor jeder Kantate neu gestimmt werden mussten.
Musikalisch war das Konzert herausragend. Allerdings – und so ging es mir mit diesem Werk schon ein paar Mal – fehlte mir der Kircheneindruck. Sowohl klanglich, mit dem etwas längeren Nachhall, als auch von der Stimmung. Dieses Werk wurde für die Kirche geschrieben und dort gehört es für mich auch hin!
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