Letzten Dienstag war ich im Konzert in der Alten Oper. Was darf man erwarten, wenn eines der besten Barockorchester, ein großartiger Chor, hervorragende Solisten unter der Leitung von Simon Rattle eine halbszenische Aufführung der Johannespassion von Bach darbieten? Einen ganz besonderen Abend! Es passiert nicht oft, dass ich einer der ersten bin, der zu einer Standing Ovation aufsteht. Am Dienstag war das aber der Fall.
Ich hatte mich sehr darauf gefreut das Orchestra of the Age of Enlightenment wieder live zu hören. Das Orchester ist nicht nur ein Barockorchester; sie spielen eigentlich alles, versuchen aber alles so zu spielen, wie es damals geklungen hat und spielen dann auch auf entsprechend alten Instrumenten oder lassen solche Instrumente heute fertigen. Dazu kommt ihr Chor von 50 Frauen und Männern, die auch zu den besten ihres Faches gehören. Oft sind die Frauen zu schrill und die Männer zu schwach. Beim Choir of the Age of Enlightenment ist der klang wunderbar ausgewogen.
Die Solisten kannte ich alle nicht. Ich hätte gern Christian Gerhaher gehört, der in der ursprünglichen Aufführung in Berlin den Bariton gesungen hatte. Am Dienstag wurde der Part von Georg Nigl gesungen, der auch schon Sänger des Jahres war. Ein großartiger Pilatus! Am meisten beeindruckt hat mich aber Mark Padmore als Evangelist. Ich habe noch nie einen besseren Evangelisten gehört, wie ihn!
All das stand unter der Leitung von Simon Rattle, den ich auch bisher noch nicht erlebt habe. Das besondere an der Aufführung war, das sie halb-szenisch war. Das heißt Herr Rattle stand oft inmitten der Musiker und Sänger und hat sich dann auch oft in Richtung Publikum zugewendet, um zu dirigieren. So erlebt man einen Dirigenten auch selten.
Das besondere an der Aufführung war, dass sie halb-szenisch war, inszeniert von Peter Sellars, der zum Applaus auch auf der Bühne stand. Das heißt, es war keine richtige Opernaufführung, aber trotzdem haben Chor und Sänger auf der Bühne agiert und mussten teilweise sogar im Liegen singen. Das kann überhaupt nur funktionieren, wenn alle Akteure so herausragend sind, wie am Dienstag. Man darf sicher die Frage stellen, ob es so etwas braucht. Aber vieles gewinnt, wenn man es in Bildern ausdrückt. Und die Bilder waren teilweise sehr stark!
Anbei ein Ausschnitt, den ich von der Berliner Aufführung mit Christian Gerhaher gefunden habe.
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