Frühe Klassik vom jungen Meister gab es vorgestern zu hören. Das Publikum war auch eher klassisch und gar nicht mehr so jung. Kit Armstrong spielte zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester. Eingerahmt wurden seine beiden Konzerte von zwei Sinfonien von Haydn, die das Kammerorchester ohne ihn bestreiten musste.
Zunächst gab es die 65. Sinfonie und zum Abschluss die 80. zu hören. Insgesamt hat Haydn 108 Sinfonien geschrieben. Ich weiß nicht, ob man die so auseinander halten kann. Für mich waren das jeweils 25 Minuten hübsche Musik, nicht besonders aufregend. Interessant eher eine Information am Rande. Das Stuttgarter Kammerorchester besteht eigentlich nur aus Streichern. Haydn gibt es aber selten ohne Hörner, wie einer der Zuhörer feststellte. Die Bläser müssen dann für die jeweiligen Konzerte engagiert werden. Da das SWR Orchester aber mehr Geld hat, als das Kammerorchester, bekommen die also auch die besseren Musiker. Und das war von meiner Begleitung und mir bei den Hörnern auch zu hören. Nicht dramatisch, die beiden jungen Musiker haben sehr gut gespielt, aber eben doch merklich.
Nach dem ersten Haydn trat dann Kit Armstrong mit dem Klavierkonzert in a-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach auf. Das für mich beeindruckendste Stück des Abends. Wenn man im späten 18. Jahrhundert von Bach sprach, sprach man von CPE Bach, nicht von seinem Vater. Das kam dann erst mit der Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert. Mit diesem Klavierkonzert hat CPE Bach jedenfalls ein spannendes Werk komponiert, das brilliant aufgeführt wurde. Nach dem ersten Satz gab es leichten Applaus, was ich selten bei erfahrenem Publikum erlebt habe. Aber das Publikum war ohnehin ungezogen – sie haben teilweise vor der Zugabe den Saal verlassen.
Nach der Pause trat dann Kit Armstrong nochmals mit dem Klavierkonzert Nr. 12 von Mozart auf. Ich habe ihn ja neulich in Dresden für mich entdeckt und wurde auch vorgestern nicht enttäuscht. Er hat fantastisch gespielt und zwar immer zusammen mit dem Orchester und nicht als der Solist. Ein wunderbarer und bescheidener Mensch. Leider hat er keine Zugabe gegeben.
Dafür allerdings das Orchester, das mit diesem Auftritt seinen Chefdirigenten verabschiedete. Zu hören war die Serenade für Streicher von Edward Elgar. Ein wunderschönes Stück, das dann aber die Klassik weit hinter sich ließ.
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