Julietta entführte die Zuschauer in surreale Welten die für meinen Geschmack surrealer hätten sein dürfen.
Die Oper Frankfurt hat die Oper Julietta von Bohuslav Martinů wieder aufgenommen. Für mich ein schöner Zufall, dass das Konzert am Vortag mit Martinů geendet hatte und der nächste Tag seine bedeutendste Oper auf die Bühne brachte.
Julietta beginnt damit, dass Michel auf der Suche nach Julietta in einen Ort kommt, wo er sie vor drei Jahren einmal hat singen hören und sich dabei in sie verliebt hat. In diesem Ort hat er lauter unwirkliche Begegnungen. Am erstaunlichsten ist, dass alle Bewohner ihre Erinnerungen verloren haben und großes Interesse an seinen Erinnerungen haben.
Als er Julietta wieder findet begegnen sie sogar einem Erinnerungsverkäufer, dem Julietta begierig die Erinnerungen abkauft und für wahr erklärt. Später streiten sich die beiden und verlieren sich wieder. Danach passiert es, dass er zum Tode verurteilt wird, kann sich aber durch ausgedachte Erinnerungen wieder befreien.
Der dritte Akt bringt die Auflösung, als Michel im Traumbüro landet. Der Traumverkäufer hat einige Kunden, die Interesse an Julietta haben. Er empfiehlt Michel aber dringend zu gehen, da er seien Erinnerungen verlieren wird, wenn er zu lange in der Traumwelt verweilt.
Diese Oper besteht aus einer Vielzahl von einzelnen Szenen, die teilweise in sich geschlossen sind (und teilweise auch die Handlung nicht weiter voran treiben). Musikalisch hat mir das gut gefallen. Obwohl die Oper von 1938 ist, ist sie nicht atonal sondern sehr harmonisch. Stimmlich war die Aufführung gut, aber nicht herausragend.
Für meinen Geschmack hätten die beiden ersten Akte 30 Minuten kürzer sein dürfen (die Oper dauerte rund zwei Stunden 45). Da die Pause nach dem zweiten Akt war, zog sich das Ganze bis zur Pause doch etwas hin. Der dritte Akt war für mich sehr viel angenehmer.
Das Stück bietet aufgrund seiner Surrealität eigentlich viele Möglichkeiten fantasievoll auf die Bühne gebracht zu werden. Hier blieb die Inszenierung meines Erachtens hinter ihren Möglichkeiten zurück. Insbesondere in Frankfurt sind wir da anderes gewohnt. Lediglich die projizierten Kolibris beim Liebesspiel zwischen Julietta und Michel haben meine Erwartungen erfüllt. Tatsächlich änderte sich die Bühne aber zwischen den drei Akten kaum.
Insgesamt bin ich also nicht ganz zufrieden aus der Vorstellung gegangen. Was ich allerdings enttäuschend fand waren die wenigen Zuschauer, die das Stück angesehen haben. Das stand dann doch nicht im Verhältnis zur Qualität der Aufführung!
Leave A Reply