Ich bin den LGT Young Soloists hinterher gereist nach Stuttgart in den Weißen Saal vom Neuen Schloss. Eigentlich hatte ich das gleiche Konzert erwartet wie in Berlin, aber ein paar Dinge waren dann doch anders.
Das fing schon damit an, dass auf der Bühne vier Stühle standen, obwohl ja immer nur drei Cellisten spielen. Es klärte sich dadurch auf, dass eine Bratschistin in Krücken auf die Bühne kam – wie wir später erfahren haben, hatte sie sich morgens das Bein gebrochen, wollte aber dennoch spielen. Ein Glück für uns, da ohnehin eine Bratsche weniger auf der Bühne stand, sowie auch eine Erste Geige weniger.
Als Eröffnung gab es diesmal keinen Schumann sondern die Cello-Sonate Nr. 3 von Beethoven in A-Dur – eigentlich für Klavier und Cello, aber es wurde eigens für die LGT Young Soloists umgeschrieben. Das Cello Solo hatte diesmal Oliwia Meiser, die ganz wunderbar gespielt hat.
Dann ging es aber wieder weiter mit dem Valse triste von Sibelius und dem Gran Duo Concertante von Bottesini, wie in Berlin.
Nach der Pause kam dann zwar wieder die Trauermusik von Hindemith, diesmal allerdings mit einer anderen Solistin – nämlich der jungen Dame mit dem gebrochenen Bein. Leider habe ich ihren Namen verpasst und ich kann sie auch auf der Webseite nicht finden (die Webseite ist nicht mehr aktuell). Sowohl bei der Trauermusik als auch beim Valse triste hatte ich Gänsehaut!
Danach kam diesmal Violoncelles, vibrez! von Sollima; diesmal aber in anderer Besetzung, denn diesmal waren die Celli alle mit Damen besetzt. Einen Part spielte Oliwia Meiser und den anderen Part eine Cellistin, die ich noch nicht kannte und die ich auch auf der Webseite nicht finden kann. Mir hat das Stück diesmal besser gefallen, als in Berlin.
Den Abschluss machte dann die Kreutzer-Sonate von Beethoven mit Miclen LaiPang als Solist. Das war wieder 1A!
Es gab drei Zugaben, darunter eine neue: Carnevale di Venezia von Niccolò Paganini. Die Melodie ist bei uns besser bekannt unter dem Titel Mein Hut der hat drei Ecken. Ausgesprochen virtuos vorgetragen von Anuschka Pedano. Die weiteren Zugaben waren Hora Staccato von Dinicu und Libertango von Piazzolla.
Die teilweise Umbesetzung hat mir wieder gezeigt, wie großartig alle Solisten dieses Ensembles sind. Meine Kritik bleibt allerdings bestehen, ich würde mich mehr der Moderne bedienen und kürzere Stücke aufführen, auch wenn beide Beethoven Sonaten sehr schön waren.
Was mir heute nicht gefallen hat war, dass es kein Programm gab. Ich weiß gern im vorhinein, was es zu hören gibt und ich möchte auch wissen, wer solistisch auftritt.
Bedauerlich war auch, dass es kein Catering gab. So konnte man sich in der Pause an keinem Getränk festhalten und keine Butterbrezel zu sich nehmen.
Schlimm war heute allerdings das Publikum. Es fing schon damit an, dass die Leute nicht ruhig wurden, als das Orchester anfangen wollte zu spielen. Ständig muss noch getuschelt und geraschelt werden. Was ist so schwer daran einfach mal ruhig sitzen zu bleiben?
Dann gab es heute ja zwei dreisätzige Werke; das zweite davon wurde sogar extra als dreisätzig angekündigt. Trotzdem haben die Leute nach jedem Satz geklatscht. Waren die alle zum ersten Mal in einem Konzert? Einmal haben sie sogar in ein Werk hinein geklatscht, weil sie gedacht haben, das Stück sei fertig.
Der Gipfel war allerdings das klingelnde Telefon während der Kreutzer Sonate. Es klingelte und klingelte. Damit aber nicht genug. Fünf Minuten später klingelte das gleiche Telefon nochmals. Das sind die Gelegenheiten, wo ich aufstehen und Ohrfeigen verteilen möchte. Und es waren nicht die Kinder, die heute reichlich vertreten waren, die Krach gemacht haben. Die wussten sich zu benehmen!
Abgesehen von den Kritikpunkten war es aber wieder ein fantastisches Konzert!
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