Ich habe in dieser Saison ein Abonnement der internationalen Orchesterkonzerte in der Alten Oper Frankfurt. Diese kommen oft auch mit hochkarätigen Solisten, so auch dieses Mal: das London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Edward Gardner kamen mit Víkingur Ólafsson. Den hatte ich bereits mit den Goldberg-Variationen erlebt, die ich unglaublich langweilig fand. Insofern war meine Erwartungshaltung für dieses Konzert eher gedämpft; auf dem Programm stand das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms und Beethoven 3, die Eroica.
Und es begann leider so langweilig, wie ich das befürchtet hatte. Das Orchester spielte toll auf, Víkingur Ólafsson brillierte mit großer Perfektion, aber der Funke sprang bei mir gar nicht über. Vielleicht lag es daran, dass ich das Stück zu wenig kannte – aber gerade dann darf ich doch erwarten, dass ein international gefeierter Solist und eins der besten Orchester der Welt mir die Musik so rüber bringen, dass ich gar nicht anders kann, als begeistert zu sein! Vielleicht lag es an der fast ausdruckslosen Art von Víkingur Ólafsson zu spielen. Ich spüre bei ihm keine Emotionen und auch keine Kommunikation mit dem Orchester. Es ist für mich so, als würde ich einem Automaten zuschauen.
Mit dem dritten Satz kam dann der Wandel, der mich versöhnlich gestimmt hatte: plötzlich zeigte er Emotion und kommunizierte mit dem Orchester. Und ebenso plötzlich konnte er mich bei dem Stück mitnehmen.
Im Gegensatz zu mir, war das Publikum aber begeistert. Mit großem Bravo und sogar Standing Ovations Einzelner wurde Víkingur Ólafsson aufgefordert sogar zwei Zugaben zu spielen. Mit diesen Zugaben konnte er mich tatsächlich begeistern. Zunächst spielte er Le Rappel des Oiseaux von Jean-Philippe Rameau und dann noch ein Stück aus der Rameau-Oper Les Boréades. Hier die erste Zugabe auf Youtube:
Nach der Pause folgte dann Beethovens Eroica, die der begeisterte Revolutionär zunächst Napoleon widmen wollte, bevor dieser sich dann selbst zum Kaiser gekrönt hatte. Aber entsprechend revolutionär ist dieses Stück eben und sollte auch mit dieser Haltung gespielt werden. Das London Philharmonic Orchestra spielte das Werk perfekt, aber zum Revolutionär fühlte ich mich dadurch nicht angestiftet. Aber auch hier unterschied sich meine Stimmung völlig von der des übrigen Publikums, die so begeistert applaudierten, dass auch das Orchester eine Zugabe spielte: Valse triste von Jean Sibelius, die mich wieder etwas versöhnte.
Insgesamt ein ausgesprochen langweiliger Konzertabend, allerdings mit ein paar Höhepunkten.
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