Im Donmar Warehouse, einem kleinen Theater in London, kann man sich Shakespeares Henry V. ansehen. In diesem Stück wird ein Zeitraum von mehreren Jahren behandelt, ungefähr von 1412 bis 1420. In dieser Zeit bestieg Henry den Thron und wurde von Der Kirche überzeugt, dass es eine gute Idee ist, erneut gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen (aus heutiger Sicht war das Teil des 100jährigen Krieges) und die Herrschaftsansprüche zu sichern.
Das Donmar Warehouse ist ein sehr kleines Theater mit nur 251 Sitzplätzen. Im Parkett sitzt man auf Bänken, es gibt nur 4 Sitzreihen, zu drei Seiten der Bühne; man ist also dicht dran. Ich hätte erwartet, dass die Inszenierung daher ähnlich spärlich sein würde, wie bei Cyrano – aber weit gefehlt! Mit bescheidenen Mitteln hat man ein Feuerwerk auf die Bühne gebracht.
Von den Kostümen her ist die Inszenierung modern. Die Soldaten tragen Tarnkleidung, die Adligen in den Entsprechenden Szenen Anzüge – auf dem Schlachtfeld aber auch Tarnkleidung. Die moderne Kleidung vermittelt sehr gut, wie sich das möglicherweise für die Protagonisten angefühlt haben muss und unweigerlich muss man sich als Zuschauer mit den Geschehnissen im Krieg (natürlich auch in der Ukraine, auch wenn das nun unbeabsichtigt kommt) auseinandersetzen. Und ich stelle für mich fest, dass Krieg für mich undenkbar ist – er ist außerhalb meines Vorstellungsvermögens und ich möchte ihn mir auch nicht vorstellen. Er wird entschieden von Menschen, die am Krieg eher nicht teilnehmen und davon profitieren aber ausgetragen von Menschen, die darunter leiden. Wie darf das sein?
In Henry V. ist das insofern anders, als damals der Adel noch selbst auf dem Schlachtfeld stand. In diesem Fall litt man mit den ermüdeten und zahlenmäßig weit unterlegenen Engländern mit, die gegen die überheblichen Franzosen kämpften und gewannen.
Das Stück selbst war natürlich in historischer Sprache, aber genialerweise hat man alle Passagen der Franzosen auf französisch vorgetragen – mit englischen Übertiteln. Insofern entstand nie darüber Verwirrung, welche Partei nun auf der Bühne zu sehen ist. Alle kriegerischen (und auch viele sonstigen) Handlungen wurden mit Sound- und Lichteffekten unterstützt.
Zwischen verschiedenen Passagen wurde auch gesungen. Das war schön anzuhören aber teilweise auch etwas drüber. Hier wurde die Balance nicht immer gewahrt.
Die Rolle des Henry wurde von Kit Harington gespielt, der mir ausgezeichnet gefallen hat. Er passt vom Alter perfekt in die Rolle und hat den König sehr glaubhaft wiedergegeben. Auch der Rest der Besetzung war gut bis sehr gut – teilweise wurden Männerrollen mit Frauen besetzt.
Ein Stück, das sich sehr gelohnt hat zu sehen – auch wenn es mir die Kriegshandlungen in vielen Teilen der Welt zu Nahe gebracht hat.
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