Beim Rheingau Musik Festival ist der Windsbacher Knabenchor noch einmal unter der Leitung von Martin Lehmann aufgetreten. Zusammen mit den Stuttgarter Philharmonikern sowie den Solisten Christina Landshamer, Lioba Braun, Benjamin Bruns und Jochen Kupfer wurde der Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt.
Martin Lehmann hatte 2012 die Leitung des Windsbacher Knabenchores übernommen und konnte den Ruf als einer der weltbesten Knabenchöre halten und ausbauen. Bald ist es nun Zeit Abschied zu nehmen. Martin Lehmann wird ab 1. September 2022 als Kreuzkantor die Leitung des Dresdner Kreuzchores übernehmen. Das Konzert beim Rheingau Musik Festival war das vorletzte gemeinsame Konzert, am 25. Juli steht dann das letzte Konzert an. Neuer Leiter bei den Windsbachern wird Ludwig Böhme.
Und ganz als ob die Windsbacher ihrem Chorleiter noch einmal zeigen wollten, was für einen tollen Chor er da zurück lässt, haben sie noch einmal aufgedreht und mit großer Begeisterung und Hingabe den Elias gesungen. Das war nicht die übliche Zurückhaltung, die für die Knaben und jungen Männer sonst üblich ist! Stattdessen gingen sie mit der Musik mit und haben sich richtig ins Zeug gelegt.
Und der Elias bietet dafür einige Möglichkeiten! Es geht um die Figur des Propheten Elias aus dem Alten Testament. In der ersten Hälfte werden die Wunder besungen, für die Elias verantwortlich ist. Zunächst die Erweckung eines toten Sohnes, dann das Wunder des Feuers und die damit einhergehende Vernichtung der Propheten Baals und schließlich das Wunder des Regens nach mehrjähriger Dürre. Der Bibeltext lässt es dabei an Deutlichkeit nicht mangeln. In der zweiten Hälfte des Stückes geht es dann um seine Vertreibung, die Erscheinung Gottes und Elias Himmelfahrt und Erlösung.
Der Chor nimmt manchmal die Rolle der Gläubigen ein und manchmal die Rolle der Heiden und konnte auf jeden Fall überzeugen! Auch Jochen Kupfer als Elias wusste zu überzeugen. Die anderen Solisten sangen sehr gut, aber nicht herausragend. Das Orchester spielte tadellos. Besonders zu erwähnen ist, dass die Solisten teilweise noch von Solisten aus dem Chor unterstützt wurden, wenn zum Beispiel ein Knabe oder Engel gesungen haben. Das ist ungewöhnlich und war eine tolle Leistung der Jungs!
Der Elias wird nicht so oft aufgeführt, wie andere Oratorien, insofern hat man die Musik nicht so im Ohr, wie die anderer Werke. Dennoch hat der Elias einige Passagen, die hängen bleiben – insbesondere bei den Chören. Allerdings spielt Elias in der christlichen Welt keine bedeutende Rolle, soweit ich das beurteilen kann, insofern hat das Werk eben keinen so regelmäßigen Platz im Aufführungskanon der Knabenchöre. Verdient hätte es es.
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