Tristan und Isolde kennt man als eine der großen Opern Richard Wagners – weniger bekannt ist, dass rund 80 Jahre später das gleiche Sujet nochmals als Oper entstanden ist: Le vin herbé von Frank Martin. Diese Oper ist völlig verschieden von Wagners Werk und wurde von der Oper Frankfurt aufgeführt.
Das Werk von Frank Martin ist kammermusikalisch besetzt, mit nur einem Streicherseptett und Klavier. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich kenne barocke oder original-klassische Besetzung, die auch mit weniger Musikern auskommt, aber eine kammermusikalische Besetzung einer Oper war mir neu.
Auch musikalisch ist das speziell. Bei dem Stoff ist das natürlich alles sehr tragisch und oft auch zerrissen, was sich dann auch in der Musik ausdrückt. Dabei ist Frank Martin kein typischer Vertreter der modernen Musik, sondern schafft eine Synthese aus Zwölftonmusik und tonaler Musik. Insofern ist das Werk gut hörbar, aber auch nicht Easy Listening.
Die Inszenierung von Tilmann Köhler ist sehr spannend. Große Teile der Musik werden von einem zwölfköpfigen Vokalensemble gesungen, die sozusagen die Geschichte voran bringen – wobei manchmal die Solisten auch Teil des Vokalensembles sind. Das Bühnenbild besteht sozusagen aus einem riesigen Setzkasten mit einem Kasten pro Sänger. Wenn die Sänger „nichts zu tun haben“, treten sie nach hinten, hinter einen schwarzen Vorhang, so dass also nur die jeweiligen Protagonisten zu sehen sind. Nur die Solisten treten gelegentlich aus dem Kasten heraus. Das hört sich eventuell nicht sehr spannend an, ist aber tatsächlich in sich völlig stimmig und trägt die eindreiviertel Stunden auch gut!
Die Geschichte von Le vin herbé ist tatsächlich näher am Original, als die Version von Richard Wagner, wobei Frank Martin die Vorgeschichte weg lässt. Isolde die Blonde wird von Tristan zu dessen Onkel König Marke begleitet, den sie heiraten soll, um den Krieg zwischen Irland und Cornwall zu beenden. Die Mutter gibt der Kammerzofe einen Zaubertrank (den vin herbé) mit, den Isolde und König Marke gemeinsam trinken sollen, damit sie sich unsterblich ineinander verlieben. Aus Versehen trinken aber Tristan und Isolde die Blonde den Trank. Das führt dazu, dass Tristan und Isolde vor König Marke in den Wald fliehen. König Marke findet die beiden zwar, aber tötet sie nicht. Tristan und Isolde machen sich nun solche Vorwürfe, dass sie sich trennen. Isolde kehrt wohl zu König Marke zurück und Tristan heiratet eine andere Isolde, Isolde die Weißhändige. Bei einem Kampf wird er tödlich verletzt und wünscht sich noch einmal seine Isolde die Blonde zu sehen, schickt dazu seinen besten Freund diese zu holen. Isolde die Weißhändige hat aber das Gespräch belauscht und verhindert, dass die beiden sich vor Tristans Tod noch einmal sehen können. Tristan stirbt im Glauben, dass Isolde die Blonde nichts mehr von ihm wissen wollte und Isolde die Blonde stirbt dann aus Trauer über seinen Tod.
Gesanglich war das auf hohem Niveau! Mir hat insbesondere Kihwan Sim als König Marke ausgezeichnet gefallen!
Insgesamt ein ungewöhnliches, aber sehr sehenswertes Stück!
Leave A Reply