Eine Clavierübung in Perfektion

Víkingur Ólafsson war in der Alten Oper in Frankfurt und hat die Goldberg-Variationen gespielt. Er ist ausgesprochener Spezialist für die Goldberg-Variationen und spielt sie in dieser Saison 88 Mal – so oft, wie es Tasten auf einem modernen Klavier gibt. Den Abschluss bildet dann das Konzert in der Elphi, an seinem 40. Geburtstag.

Unzweifelhaft hat Víkingur Ólafsson die Goldberg-Variationen in Perfektion gespielt. Bach hat sie womöglich ursprünglich als eine Clavierübung für Johann Gottlieb Goldberg geschrieben, zumindest ist das so durch zwei Bachsöhne überliefert. Inzwischen gibt es daran Zweifel, da Goldberg damals erst 13 Jahre alt war und das Stück technisch zu kompliziert gewesen wäre.

Die Goldberg-Variationen bestehen aus einer Aria sowei 30 Variationen darüber; es endet dann noch einmal mit der ursprünglichen Aria. Insgesamt dauert das rund 75 Minuten. Ich habe die Goldberg-Variationen vorher noch nie gehört. Allerdings muss ich doch feststellen, dass es sich um eine Klavierübung handelt. Einige der Variationen sind wirklich spannend und toll zu hören, aber über Strecken hinweg fand ich das leider langweilig.

Was ich noch interessant fände wäre, das Stück einmal auf einem Cembalo zu hören, für das es urpsprünglich geschrieben war. Ich finde, das hört man dem Stück auch an. Leider wird es heutzutage aber offenbar vor allem auf Klavier aufgeführt – ein Cembalo wäre für den großen Saal der Alten Oper auch ungeeignet gewesen.

Was ich nicht unbedingt mehr hören muss sind also die Goldberg-Variationen – zumindest nicht auf Klavier. Wen ich aber schon gern wieder hören würde ist Víkingur Ólafsson. Sein Klavierspiel war auf jeden Fall beeindruckend. So war es auch kein Wunder, dass es am Ende Standing Ovations gab. Er hat sich anschließend auf Deutsch beim Publikum bedankt aber festgestellt, dass er mit der zweiten Aria quasi die Zugabe bereits gespielt hätte. Ansonsten müsste er nun die erste Variation wieder spielen und dann die zweite etc. Seinen Blumenstrauß, den er vom Veranstalter erhalten hatte, hat er übrigens sofort an eine Dame aus der ersten Reihe weitergegeben. Eine sehr nette Geste!