Die Frankfurter Oper ist nicht dafür bekannt, dass sie historische Inszenierungen auf die Bühne bringt. Aktuell läuft aber eine Inszenierung von Don Carlo von 2007, die zumindest von den Kostümen sehr historisch daher. Sie stand auch schon 2016 auf unserem Abo-Programm.
Don Carlo ist von Guiseppe Verdi, uraufgeführt 1867 und mehrfach überarbeitet. Es gibt auch eine französische und eine italienische Fassung. In Frankfurt wird die letzte italienische Fassung von 1886 in fünf Akten aufgeführt.
Die Oper basiert auf dem Drama von Schiller. Es geht um den Kronprinz Don Carlos von Spanien, der von seinem Vater Philipp II. mit der französischen Königstochter Elisabeth von Valois verlobt worden war und in die er sich verliebt hat, als sein Vater entscheidet, dass er Elisabeth selbst heiraten will. Don Carlos Freund, der Marquis von Posa, überzeugt ihn, sich der Befreiung Flanderns anzunehmen, damit er sich aus der Gegenwart von Elisabeth entfernen kann. Außerdem gibt es auch noch Prinzessin Eboli, die Don Carlos heimlich liebt, gleichzeitig aber die Mätresse Philipps II. ist. Letztlich opfert sich der Marquis von Posa für Don Carlos, Elisabeth wird Opfer einer Intrige (aber überlebt) und Don Carlos stirbt am Ende doch, wird aber auf mystische Weise von Karl V. (Philipps II. Vater) “gerettet” – was auch immer das heißt.
Es geht also um (enttäuschte) Liebe, um das Korsett, in dem sich die Figuren bewegen und um den Wunsch nach Freiheit. Eine große Rolle spielt natürlich auch die Kirche, die durch den Großinquisitor vertreten wird. Am Ende gewinnt niemand.
Musikalisch ist das ein Fest, aber insgesamt hat die Oper mit 3:45h auch Längen und hätte gern gekürzt werden dürfen.
Das Bühnenbild ist gewohnt großartig. Man kann die einzelnen Szenen gut zuordnen. Besonders gut hat mir das Kloster gefallen, in dem Karl V. begraben ist, außerdem die Inquisitions-Szene, bei der die Ketzer verbrannt werden. Beides sehr imposant! Das Argument für die historischen Kostüme ist, dass man damit andeuten will, in welchem Korsett sich die Figuren befinden und dass sie nicht frei (nach ihren Wünschen) agieren können. Dieses Argument finde ich relativ schwach. Da hätte es sicher eine andere Darstellungsform gegeben – wobei auch die historischen Kostüme hübsch anzusehen waren.
Die Sänger waren alle sehr gut, allerdings war ich etwas enttäuscht, dass der Großinquisitor mit einem Bariton besetzt war. Für mein Gefühl erfordert die Rolle einen wirklich tiefen Bass im Duett mit Philipp II, der ebenfalls Bass singt.
Das Orchester war wie immer toll. Das war das erste Mal, dass ich unseren neuen Generalmusikdirektor Thomas Guggeis in Aktion erlebt habe und nach meinem Dafürhalten hat er das sehr souverän gemacht!
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