Das Rheingau Musik Festival hatte im Kloster Eberbach den Komponisten und Dirigenten Tan Dun zu Gast. Er hatte ein ganz besonderes Stück mitgebracht, das Chorkonzert Nine, das er in Anlehnung an Beethovens Neunte Sinfonie geschrieben hat. Das Werk entstand bereits 2020 anlässlich des 250. Geburtstages Beethovens, wurde aber nun welturaufgeführt. Danach folgte noch Beethoven 9. Genau genommen erfolgte die Welturaufführung am Tag zuvor.
Die Musiker waren das Bundesjugendorchester und der World Youth Choir, sowie die Solisten Iris Hendrickx (Sopran), Jo-Pei Weng (Alt), Xavier Moreno (Tenor) und Johannes D. Schendel (Bass), die alle einmal im World Youth Choir gesungen haben.
Das Bundesjugendorchester ist ein großartiges Orchester aus Musikern zwischen 14 und 19 Jahren, die jeweils für eine gute Woche auf Winter-, Frühlings- und Sommertournee gemeinsam spielen. Sie bringen dabei eine unglaubliche Begeisterung mit und spielen auf sehr hohem Niveau.
Der Weltjugendchor besteht 2024 aus 93 Sängern zwischen 17 und 26 Jahren aus 45 Ländern. Es gibt jedes Jahr eine Bewerbungssession und dann eine Sommertournee die von einem Land als Gastgeberland unterstützt wird. Dieses Jahr ist Deutschland das Gastgeberland, wobei der Chor auch in Amsterdam und Brixen auftritt. Ich war sehr von diesem Chor beeindruckt!
Tan Duns Choral Concerto: Nine besteht aus drei Sätzen: Nine, Wine, Time, die im Chinesischen alle „Jiu“ heißen. Die Texte gehen auf Gedichte von Qu Yuan, Laozi, Li Po und Friedrich Schiller zurück, sowie Nicht-Wort-Klängen von Tan Dun selbst. Um es gleich zu sagen: dieses Konzert hat nichts mit Beethoven 9 zu tun, auch wenn die Instrumentierung offenbar die gleiche ist. Der Klang von Nine ist nicht vergleichbar mit Beethovens Werk. Aber das war sicher auch nicht das Ziel des Werkes und wäre letztlich auch langweilig. Vielmehr ist es so, dass Beethovens Werk, das Werk von Tan Dun inspiriert hat und er, insbesondere aufgrund seiner chinesischen Wurzeln, daraus etwas völlig Neues erschaffen hat. Und das hat es in sich!
Es war sicherlich schon eine Herausforderung für die Musiker das Werk zu spielen – was sie aber mit ihrer großen Spielfreude hervorragend geleistet haben! Aber noch größer dürfte die Herausforderung für den Chor gewesen sein, der teilweise selbst zu einem großen Instrument verwandelt wurde, als er die Nicht-Wort-Klänge gesungen hat. Und das im Dialog mit den Musikinstrumenten. Das klang ganz hervorragend und ich frage mich, wie dieser Chor mit Mitgliedern aus so vielen Ländern, das so brillant schaffen konnte.
Nach der Pause ging es weiter mit Beethoven 9. Jeder kennt natürlich den Teil des vierten Satzes, der heute die Grundlage für die europäische Hymne bildet, also die Ode an die Freude, basierend auf Friedrich Schillers Gedicht An die Freude. Bis dahin dauert es aber ein bisschen. Ich habe die Neunte bereits einige Male gehört und kann auch den anderen Sätzen viel abgewinnen, aber wenn der vierte Satz beginnt, bekomme ich regelmäßig Gänsehaut. So war es auch diesmal wieder!
Wobei ich sagen muss, dass ich die Solisten nur mittelmäßig fand, aber der Chor war herausragend. Ebenso war es fantastisch das Bundesjugendorchester zu erleben. Den Jugendlichen hat es so offensichtlich sehr viel Spaß bereitet gemeinsam aufzutreten. Musikalisch war das vom Feinsten, wie man hier wirklich gemeinsam gespielt hat.
Ein wunderbares Konzert!
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