Heute Abend war ich im Konzert im Berio Saal des Konzerthauses – der Saal, der von der Firma gesponsert wurde, für die ich zur Zeit noch arbeite.
Es gab moderne Musik, Phace – Regen. Fünf verschiedene Stücke, die teilweise über den ganzen Saal verteilt Klangerlebnisse wirklich werden lassen sollten. Das älteste der Stücke hatte seine Uraufführung 2002, das jüngste wurde heute uraufgeführt – ein Kompositionsauftrag von Phace.
Ich hatte mich neulich schon einmal darüber ausgelassen, dass es offenbar der Anspruch moderner Musik ist auf keinen Fall über Jahrhunderte gelernte Harmonielehren zu verwenden, sondern im Gegenteil sie tunlichst zu vermeiden. Und so habe ich mich auch heute wieder an „Hurz“ erinnert gefühlt.
Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich nicht beurteilen konnte, ob das Scharren eines Stuhles auf dem Holzboden mit zur „Musik“ gehören sollte. Nein, ich glaube nicht – aber ich musste in dem Moment doch intensiv gegen einen Lachanfall ankämpfen.
Es kann sein, dass das letzte Stück, das heute Uraufführung hatte, gar nicht schlecht war. Ich war durch die vorangegangenen Stücke aber so voreingenommen, dass ich das nicht mehr neutral beurteilen konnte. Auf jeden Fall war es zu lang und zu langweilig. Ich habe einige Besucher gesehen, die offenbar weggenickt sind – oder sie haben so intensiv der Musik gelauscht, dass es nicht unterscheidbar war.
Am Ende gab es trotzdem wieder großen Applaus, ich frage mich wofür. Die „Musik“ war so unharmonisch, dass ich nicht ansatzweise die Qualität der Darbietung hätte beurteilen können. Die meisten Geräusche hätte jeder von uns auf den Instrumenten erzeugen können. Und da sicher kaum jemand die Kompositionen genau kannte, wäre das Laienspiel sicher niemandem aufgefallen.
Ist sowas nun vergeudete Lebenszeit bzw. weshalb tue ich mir so etwas immer mal wieder an? Zum einen finde ich muss man offen bleiben für Neues. Jede neue Erfahrung akzeptiere ich als positiv, selbst wenn das Erlebnis fraglich war. Es hilft auf jeden Fall, sich selbst weiter zu entwickeln. Es besteht die Chance, dass man neue Impulse bekommt. Und gelegentlich gibt es auch Perlen, mit denen man nicht gerechnet hätte. Das ist wie beim Training: wenn man immer nur die gleichen Impulse setzt, stagniert man.
Natürlich brauche ich solche Erlebnisse nicht jede Woche. Ich freue mich jetzt schon auf die Matthäuspassion nächste Woche, auch wenn ich sie schon ganz oft gehört habe.
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