Der Geiger Guido Sant’Anna gestaltete das Mittwochskonzert der Kronberg Academy im Carl Bechstein Saal des Casals Forum in Kronberg. Er startete direkt mit der Violinsonate Nr. 5 von Eugène Ysaÿe von 1923. Das ist schon anspruchsvolle Musik, die Guido Sant’Anna sehr souverän und formvollendet – fast tänzerisch – dargeboten hat.
Danach erläuterte er uns das ganze Programm. Alle Stücke standen unter dem Anspruch aus der Volksmusik hervorgegangen zu sein oder Anleihen an der Volksmusik genommen zu haben. Bei Ysaÿe war das insbesondere beim zweiten Satz, dem Danse Rustique der Fall gewesen, auch wenn die Musik selbst nur entfernt etwas mit einem Tanz zu tun hatte.
Weiter ging es mit der Ciaconna der zeitgenössischen Komponistin Helena Winkelman, ebenfalls für Solo-Violine. Auch das ein Stück, das sowohl für den Musiker anspruchsvoll war, wie auch für die Zuhörer.
Anschließend folgten zwei Werke für Streichquartett. Zunächst drei Stücke von Igor Strawinski, die zusammen gespielt werden. Das erste trägt wieder den Titel Dance und geht hörbar auf einen Volkstanz aus Russland zurück. Das zweite Stück hat mit am besten gefallen, es zeichnet die Späße des berühmten Clowns Little Tich nach, was man wirklich aus der Musik heraushören kann!
Den Abschluss bildete das zweite Streichquartett von Sergei Prokofjew von 1941; komponiert als sich Prokofjew kriegsbedingt in Naltschik, der Hauptstadt der kabardinischen Republik (Teil von Russland) aufhielt. Er greift darin folkloristische Motive auf.
Tatsächlich gab es im Anschluss sogar noch eine Zugabe – wenn ich das richtig mitbekommen habe, der Walzer Nr. 2 aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Schostakowitsch – in einer Bearbeitung für Streichquartett.
Auch wenn das Konzert unter dem Titel Folk Fest lief, war das aber durchweg sehr anspruchsvolle Musik – die den Musikern aber auch den Zuhörern einiges abverlangte; die Zugabe versöhnte dann wieder. Das ist den Mittwochskonzerten natürlich angemessen, schließlich sollen und wollen die Studierenden auch zeigen, was sie können – und das ist ohne Zweifel!
Schöner finde ich es, wenn nicht das gesamte Konzert in einem besprochen wird, sondern die Werke einzeln angekündigt und erläutert werden. Das sorgt immer für eine kurze Pause, in der man kurz durchatmen kann. Insgesamt war das aber wieder ein vorbildliches Konzert gewesen!
Besonders gut gefallen hat mir Wassili Wohlgemuth an der Bratsche, der offenbar sehr viel Spaß während des Konzertes hatte, viel lächelte und mit den übrigen Musikern kommunizierte.
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