In der Semperoper Dresden läuft eine recht junge Produktion des Ballets Romeo und Julia von Sergei Prokofjew, inszeniert von David Dawson 2022. Das schöne an dieser Produktion ist es, dass sie gar nicht historisierend ist. Das Bühnenbild und die Kostüme von Jérôme Kaplan sind zeitlos und unterstützen die Geschichte. Genau genommen übernimmt das Bühnenbild Elemente von Dresden – allerdings nur, wenn man das weiß. Und David Dawson macht aus der Liebesgeschichte zweier verfeindeter Familien eine Liebesgeschichte von arm und reich, versetzt also den Kern der Handlung so, wie er auch heute noch regelmäßig vorkommen wird.
Damit schaffen es die beiden Künstler eine Version dieser sehr alten Geschichte zu erzeugen – sie geht auf die Antike zurück – die zeitlos und zeitgemäß ist. Das ist brillant!
Den Tanz selbst kann ich gar nicht gut beurteilen. Ich fand ihn sehr ausdrucksstark, nah an der Handlung und der Musik. Er hat mir sehr gut gefallen! Ich habe gerade zum Vergleich noch einen Blick in die Inszenierung von John Cranko von 1962 geworfen, die immer noch in Stuttgart läuft. Und tatsächlich fand ich die nun doch etwas angestaubt. Interessanterweise hatten wir den gleichen musikalischen Leiter, Mikhail Agrest, der auch die Produktion in Stuttgart geleitet hat.
Die Musik ist jedenfalls einmalig. Prokofjew hat die Handlung in Musik übersetzt. Und das absolute Meisterwerk, natürlich auch Ohrwurm, ist der Tanz der Ritter.
Auffällig war, wieviele Jugendliche sich das Werk angesehen haben. Das waren sicher vielfach Schulklassen, aber die Semperoper bietet auch ein umfangreiches Jugendpackage als sehr günstiges Abonnement an. Es wäre wirklich schön häufiger so viele junge Menschen in der Oper oder im Konzert zu sehen!
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