Was macht Teodor Currentzis als Dirigenten so besonders? Auch diesmal war das Haus seit Monaten ausverkauft, genau wie bei allen seinen anderen Konzerten. Und auch ich habe zu Saisonbeginn für all seine Konzerte Karten erworben. Die Erwartungshaltung war hoch und ist wie immer übertroffen worden.
Das Konzert bestand aus zwei Teilen: Tod und Verklärung von Richard Strauss und der Sinfonie Nr. 1 von Gustav Mahler. Beide Stücke entstanden zu gleicher Zeit – die Uraufführungen waren 1890 bzw. 1889 – sind aber musikalisch sehr unterschiedlich. Trotz der musikalischen Unterschiede haben sich beide Komponisten aber sehr geschätzt.
Tod und Verklärung ist einsätzig und geht ungefähr eine halbe Stunde. Ich kann gar nicht so viel über das Stück selbst sagen, da ich währenddessen immer wieder ins träumen geraten bin. Ab und zu hat mich die Musik wachgerüttelt aber dann bin ich wieder abgedriftet. Es lag nicht an der Musik, ich war einfach während der ersten Konzerthälfte nicht ganz so konzentriert.
Das änderte sich aber mit der Sinfonie Nr. 1. Ein tolles Werk, das mich gleich gefesselt hat. Besonders der 3. Satz hatte es mir angetan. Wer bekommt da keine Gänsehaut?
Heute können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass dieses Stück die Zuhörer von damals so sehr in zwei Lager gespalten hat. Mehr dazu in der Erläuterung hier.
Currentzis hat dieses Werk so faszinierend auf die Bühne gebracht, dass am Ende das halbe Haus Standing Ovations gegeben haben. Er hat einfach eine besondere Ausstrahlung.
Ich habe wieder in der 12. Reihe gesessen. Das ist die Reihe genau hinter der Reihe, die für die Presse reserviert ist – die 11. Reihe ist die beste im Beethovensaal in der Liederhalle. Vier der Journalisten waren offenbar genauso begeistert wie der Rest des Publikums, aber einer gab sich während des gesamten Konzert betont gelangweilt. Was für ein arroganter Idiot! Meine Sitznachbarn und ich haben uns gefragt, was er dem restlichen Publikum damit zeigen wollte. Dass wir alle zu dumm sind, um gute Musik zu erkennen?
Wie immer in Stuttgart gab es nach dem eigentlichen Konzert noch eine Zugabe: Okanagon von Giacinto Scelsi für Harfe, Kontrabass und Tamtam. Moderne Kammermusik, auch toll beleuchtet. Diesmal sehr gut hörbar und trotz der Instrumentenauswahl eher perkussionsartig.
Alles in Allem also wieder ein herausragendes Konzerterlebnis!
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