Gabriela Montero ist bekannt dafür, dass sie sich vom Publikum vorsingen lässt und dann darüber improvisiert. So auch bei diesem Konzert. Und das war einfach einmalig! Aber vorn vorn.
Im Rahmen des Rheingau Musikfestivals spielte Gabriela Montero ein Recital im Fürst von Metternich Konzert-Kubus auf Schloss Johannisberg. Ursprünglich hatte ich Karten für den Fürst von Metternich Saal erworben, aber offenbar sitzt man darin zu eng und nicht coronakonform, so dass man auf dem Gelände diesen großen temporären Konzertsaal errichtet hat.
Damit ist man in der neunten Reihe leider nicht so dicht dran, wie im ursprünglich vorgesehenen Saal und natürlich hat der Konzert-Kubus auch nicht das Flair des eigentlichen Saales. Immerhin muss ich sagen, dass die Akustik sehr gut war und ich bin auch mit einem Konzert-Kubus zufrieden, wenn denn Konzerte gespielt werden.
Ich kannte Gabriela Montero vorher nicht, habe mir nur auf Youtube ein paar Sachen angesehen und inzwischen nachgelesen, dass sie sich auch politisch und gesellschaftlich engagiert. Wir können aber festhalten, dass sie eine geniale Pianistin ist!
Der Hauptteil des Konzertes war den neueren russischen Komponisten gewidmet: 5 Sarkasmen von Sergei Prokofjew, die wirklich sarkastisch klangen, die Klaviersonate Nr. 2 von Prokofjew, die Klaviersonate von 1924 von Igor Strawinski und die Klaviersonate Nr. 2 von Sergei Rachmaninow.
Alles Drei Komponisten, die ich gern höre. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Musikalisch war es ein Genuss und Frau Montero hat brillant und mit Leidenschaft gespielt.
Während es sonst danach eine Zugabe gibt, ist es bei Gabriela Montero üblich, dass sie über ein Thema improvisiert, das von den Zuschauern kommt. Hier ein Beispiel, wie das klingen kann:
Bei uns scheint ein Rentner-Gesangsverein anwesend gewesen zu sein. Auf jeden Fall erschall recht schnell aus einem Bereich des Saals „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Frau Montero griff das Thema sehr schnell auf und improvisierte eher sonatenhaft darüber.
Danach konnte sich das Publikum erst nicht auf ein weiteres Lied einigen. Aber aus dem vorderen Bereich des Saales wurde offenbar „Over the Rainbow“ gewünscht. Und darüber improvisierte sie dann sehr jazzig. Man sah Köpfe und Füße mitwippen, das hat richtig Spaß gemacht!
Anschließend gab es noch eine dritte Improvisation und da hatte sich wieder der Rentner-Gesangsverein durchgesetzt, mit „Der Mond ist aufgegangen“. Gabriela Montero meinte zuerst noch, das sei doch dasselbe wie das erste Lied, aber hat sich dann doch überzeugen lassen, dass es etwas anderes ist. Trotzdem ging auch diese Improvisation eher in Richtung der ersten.
Auch wenn ich mir vielleicht andere Lieder gewünscht hätte (ich weiß, ich hätte drauf los singen können), waren die Improvisationen insgesamt einfach fantastisch! Ich kann nur empfehlen, sie live zu erleben!
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