Das Junge Theater Bonn hat wieder das Thema der Virtualität von Realität aufgegriffen und erneut ein eigen entwickeltes Stück auf die Bühne gebracht. Und auf die Bühne heißt, einerseits auf die Bühne, andererseits in ein Computerspiel hinein, außerdem wurden einige Szenen außerhalb des Theaters vorproduziert und im Laufe des Stückes eingespielt.
Diese ungewöhnliche Vorgehensweise hat das JTB bereits letztes Jahr einmal inszeniert und dieses Mal ist es noch etwas glaubhafter gelungen. Das Stück selbst kann man sich einerseits im Theater anschauen und gleichzeitig die Aufführung auch online erleben. Ich habe mich diesmal für die online Variante entschieden, aber freue mich schon darauf, das gleiche Stück auf der Bühne zu sehen – ich bin sicher, das sind sehr unterschiedliche Erfahrungen.
Im Stück feiert Julian seinen 16. Geburtstag. Coronabedingt einerseits mit Freunden vor Ort und andererseits weiteren Freunden, die online zugeschaltet sind – eben so, wie wir das zur Zeit auch erleben. Er hat jetzt eine Freundin und das belastet sein Verhältnis zu seinem besten Freund sehr. Der aber hat große Probleme mitgebracht: er hat sich in einem Onlinespiel mit einer Gruppe eingelassen, die sich als Neonazis herausstellt und die ihm „Aufgaben“ stellt, die er in der wirklichen Welt ausführen soll. Natürlich ist das eigentlich nicht mit seinem Gewissen vereinbar, aber er hat sich bereits so sehr in eine aussichtslose Situation hinein manövriert, dass er alleine nicht mehr herauskommt. Während des Geburtstages kommt alles heraus und natürlich helfen ihm seine Freunde dabei, sich wieder zu befreien.
Es geschieht viel in dem Stück – nicht immer glaubhaft, aber das ist die Natur einer Geschichte, und es werden viele Themen angesprochen – für meinen Geschmack etwas zu viele. Allerdings bin ich nicht die Zielgruppe und das Stück spricht viele Themen an, die Jugendliche beschäftigen (oder beschäftigen sollten) und orientiert sich an deren Lebenswelt. Das finde ich großartig! Ebenso finde ich es klasse, dass man wieder das Thema mit dem Computerspiel aufgreift und die virtuelle Welt in das Theaterstück integriert. Und gerade da gibt es ein paar sehr witzige Szenen.
Die schauspielerische Leistung aller jugendlichen Darsteller (es gibt keine anderen) ist durchweg auf einem guten Niveau. Da hilft es natürlich auch, dass sie teilweise mit an der Stückentwicklung beteiligt waren und sich die Texte passend schreiben konnten.
Insgesamt wieder eine beeindruckende Leistung des Jungen Theaters Bonn, die hier wieder etwas Neues schaffen, das ich von anderen Theatern her nicht kenne!
Comment
[…] Kurzem habe ich in einem Blogbeitrag von der virtuellen Aufführung von “Die Surfguards – nur das eine Leben” vom […]