In der Oper Frankfurt wurde Francesca da Rimini aufgeführt, eine Oper von Saverio Mercadantes, die bereits 1831 fertiggestellt, aber nie aufgeführt wurde. Es gab damals zwei Anläufe – einen in Madrid und einen in Mailand – diese Oper aufzuführen, aufgrund von Streitereien kam es nicht dazu. Danach ging die Oper zunächst einmal vergessen, genau wie alle Werke des Komponisten. Erst seit etwa 1970 werden seine Opern wieder von spezialisierten Opernhäusern und Festival wieder gespielt. Francesca da Rimini wurde 2011 wiederentdeckt und schließlich 2016 uraufgeführt!
Die Aufführung in Frankfurt war die deutsche Erstaufführung, wobei die Inszenierung von den Tiroler Festspielen Erl übernommen wurde. Diese Kooperationen sind sehr sinnvoll!
Im Stück geht es um Francesca von Rimini, die von ihrem Vater mit Lanciotto verheiratet wurde, um den Krieg zwischen Rimini und Ravenna zu beenden. Tatsächlich gibt es eine Vorgeschichte, die in der Oper nicht gezeigt wird: Lanciotto ist wohl entstellt und daher hat man vorher Francesca immer nur mit Lanciottos Bruder Paolo zusammengebracht und erst bei der Hochzeit ist dann Lanciotto aufgetreten. Allerdings hatte Francesca sich in Paolo verliebt und während Lanciotto im Krieg war, hat sie mit ihm Ehebruch begangen.
Als Lanciotto aus dem Krieg zurückkehrt ist Francesca sehr unglücklich und stellt fest, dass sie lieber ins Kloster gegangen wäre. Lanciotto aber ist sehr eifersüchtig und vermutet einen Nebenbuhler. Schließlich erwischt er Francesca und Paolo in flagranti. Er ist sehr entzürnt und lässt beide einsperren. Lanciotto fordert Fancescas Tod, um den Ehebruch zu sühnen (davon, dass man Francesca ursprünglich betrogen hat, spricht niemand).
Schließlich stellt sich aber Francescas Vater auf ihre und Paolos Seite. Es gelingt aber nicht zu fliehen. Schließlich vergiftet sie sich, woraufhin Paolo sich ersticht. Wenn ich das richtig im Kopf habe, fällt dann Lanciotto im Kampf gegen Francescas Vater. Also eine Tragödie durch und durch, wobei wieder einmal das Schicksal der Frau ausschließlich von den Männer dominiert wird.
Die Oper ist sehr lang – mit Pause dauerte es dreieinhalb Stunden, bis endlich alle tot waren. Das hätte man verlustfrei auf zwei Stunden kürzen können. Also ja, die Oper hat Längen. Allerdings besticht sie teilweise auch durch tolle Musik, insbesondere im zweiten Akt und besonders die Duette zwischen Fancesca, Sopran, und Paolo, Alt (das ist eine Hosenrolle).
Die Inszenierung ist toll! Letztlich spielt fast alles in Francescas Schlafzimmer und so etwas wie einem Garten – das Bühnenbild lässt das offen. Während im ersten Akt das Zimmer komplett weiß ist, ist es im zweiten Akt (der Tragödie nahe) komplett schwarz. Manchmal öffnet sich eine Wand und man blickt auf die Gedankenwelt von Francesca oder Paolo. In der Gedankenwelt können die beiden zusammenkommen – dargestellt werden die Handelnden dort durch Tänzerinnen und Tänzer. Mir hat dieser Ausblick sehr gut gefallen!
Die Sänger waren ausgezeichnet – ganz besonders Anna Nekhames als Francesca, die erst seit dieser Saison für Frankfurt im Ensemble singt und Kelsey Lauritano als Paolo. Das Orchester war wie immer ausgezeichnet. Abgesehen von den angesprochenen Längen kann ich die Aufführung in Frankfurt sehr empfehlen!
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