Die Mittwochskonzerte der Kronberg Academy werden immer von einem der Studierenden selbst gestaltet. Bei den Konzerten, die ich bisher dort erlebt habe, betraf das immer die Stückauswahl und in dem Zusammenhang auch die Mitspielenden. Diesmal ging das aber weiter: Cosima Soulez Larivière hat uns mitgenommen auf eine Reise mit dem Orient Express, Das Programmheft war entsprechend gestaltet und es gab am Eingang zum Konzertsaal auch eine Eintrittkarte für den Orient Express.
Wir starteten in Istanbul mit der Violinsonate Nr. 1 von Fazil Say. Ein sehr schönes viersätziges Werk, dass erst langsam (melancholisch) beginnt, dann schneller wird und im vierten Satz wieder zur Musik des ersten Satzes zurückkehrt. Cosima Soulez Larvière an der Violine und Itai Navon am Flügel haben sich dabei wunderbar ergänzt.
Weiter ging es nach Wien, mit einem von Heinz Provost: Intermezzo (Souvenir de Vienne). Heinz Provost ist ein so unbekannter Komponist, dass es zu ihm keinen deutschen Wikipedia-Eintrag gibt und der schwedische Eintrag verzeichnet auch nur zwei Werke. Offenbar hat er den Wettbewerb für die Filmmusik Intermezzo gewonnen. Auch in diesem kurzen Stück glänzten Cosima und Itai.
Dann folgte die Station München. Wir hörten das Werk Fremde Szenen III von Wolfgang Rihm. Das war dann – nach heutigen Hörgewohnheiten – schon deutlich anspruchsvoller. Hier spielte noch Ivan Skanavi am Cello mit. Schön war es zu sehen, wie die drei immer wieder miteinander kommunizierten und wirklich zusammen spielten.
Schließlich erreichten wir Paris mit der Sonate für Violine und Cello von Maurice Ravel. Auch wieder ein viersätziges Werk, wovon der zweite Satz „très vif“, also sehr lebhaft, gespielt werden soll. Dass hat sich ivan Skanavi so sehr zu Herzen genommen, dass ihm mit dem Schlussakkord eine Saite seines Cellos gerissen ist. Die beiden sind aber ganz cool geblieben, haben kurz die Bühne verlassen, um danach das tolle Werk zu Ende zu spielen. Man muss sagen, dass sich dieses Stück sehr gut in die übrigen Stücke eingliederte. Es klingt wirklich sehr modern!
Eigentlich gibt es bei den Mittwochskonzerten keine Zugabe, aber diesmal gab es eine Ausnahme: wir reisten nach London weiter – was insofern passt, als die Verbindung nach London in das Zugnetz mit aufgenommen wurde. Musikalisch bedeutete das, dass wir Danny Boy von dem englischen Lieddichter Frederic Weatherly anhören durften – nochmal mit allen drei Musikern und sehr versöhnlich.
Cosima Soulez Larivière hat uns wunderbar durch den Abend begleitet! Sie hat erzählt, dass sie schon als Kind ein großer Fan von Agatha Christies Kriminalromans war und das passte wirklich wunderbar. Schon am Anfang und auch zwischen den Stücken wurden immer Lokgeräusche von alten Dampfloks eingespielt, so dass die Immersion groß war.
Die schönen Fotos habe ich diesmal von Holger Ullrich bekommen.
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