Im Rahmen des Liedfestivals des Heidelberger Frühlings waren Voces8 in der wunderschönen Jesuitenkirche zu erleben. Das Programm hieß Lieder von Liebe und Abschied. Tatsächlich gab es kurzfristig einige Programmänderungen, was sicherlich daran lag, dass zwei der Sänger – die Sopranistin Andrea Haines und der Tenor Blake Morgan – krank geworden sind und nicht mitsingen konnten. Zum Glück konnten Sie ebenso kurzfristig Ersatz aus London einfliegen: die „Nachwuchssänger“ Ailsa Campbell und Monty Charles. Sie hatten für das 90minütige Programm gerade einmal 60 Minuten zum einstudieren. Hätte man uns das nicht mitgeteilt, hätten wir das nicht bemerkt!
Das Programm startete mit zwei Liedern von Orlando Gibbons: O Clap Your Hands und Drop, Drop, Slow Tears. Danach folgte mein persönliches Highlight: The Deer’s Cry von Arvo Pärt. Ich glaube, ich habe noch nie etwas von Arvo Pärt gehört, das mich nicht begeistert hat. Es ist die teilweise Vertonung der Lorica des Heiligen St. Patrick und letztendlich ein Gebet, woraufhin Gott ihn seinen Feinden als Hirsch erscheinen ließ. Und Voces8 sind in der Lage, dies perfekt zu singen!
Es folgten Bogoroditse Dyevo von Sergei Rachmaninoff, The Lamb von John Tavener und Love Endureth von Roxanna Panufnik.
Von der zeitgenössischen Chormusik ging es dann bis in die Renaissance zurück: Libera Nos I & II von John Sheppard und das darauf aufbauende Nunc Dimittis von Gustav Holst, das er 1915 für die Westminster Abbey geschrieben hat, das aber erst 19174 uraufgeführt wurde.
Weiter ging es dann mit zwei Stücken, die vormittags von Paul Smith mit Laien einstudiert wurden. Das ist eines der Ziele von Voces8, Menschen wieder zum Singen zu bewegen. Und das klang auch sehr gut! Einerseits gab es ein mittelalterliches Stück von Hildegard von Bingen Caritas abundat in omnia und dann wieder einzeitgenössisches Stück von Stephen Paulus: The Road Home. Ich finde es toll, dass sich Voces8 so engagiert!
Schließlich ging es nochmal ins Barock zurück: Sestina: Lagrime d’Amante al Sepolcro dell’Amanta von Claudio Monteverdi und Miserere von Gregorio Allegri, sowie dazwischen noch ein Spiritual.
Als Zugabe wurde noch das Lieblingslied der erkrankten Andrea Haines gespielt: Underneath the Stars von Kate Rusby.
Auffällig in diesem Konzert war, dass vor jedem Lied eine wirklich vollkommene Stille einkehrte, als würde das Publikum den Atem anhalten, bevor Voces8 in diese Stille hinein ihren glasklaren Gesang platzieren konnten. Es ist dieser Musik völlig angemessen und es nervt mich jedesmal, wenn das Publikum nicht einfach still sein kann. Hier war das Publikum wunderbar und hat die Musik von Voces8 offenbar wertgeschätzt! Natürlich gab es am Ende Standing Ovations für Voces8!
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