Komme gerade aus der Frankfurter Produktion von „Krabat“, die von der Presse schwer gelobt wurde. Das wirklich Gute vorab: das Stück war ausverkauft und mehr als die Hälfte der Zuschauer waren Jugendliche. Ich freue mich immer, wenn unsere Theater ausverkauft sind, das gibt mir immer Hoffnung! 🙂
Leider kann ich die Begeisterung für die Produktion nur in Teilen teilen. Zu präsent ist mir die Bonner Inszenierung, die mit weniger Mitteln eine viel stimmungsvollere Atmosphäre geschaffen hat – in Bonn habe ich Kinder weinen sehen, so düster war dort die Stimmung. In Frankfurt dagegen erinnert die Aufführung eher an ein Pop-Spektakel: die Spannung bleibt dabei auf der Strecke.
Im Gegensatz zur Bild-Zeitung und der Frankfurter Rundschau fand ich Christian Erdt als Krabat auch gar nicht vorbildlich und herrlich naiv. Im Gegenteil: er soll der Sympathieträger des Stückes sein, aber wirkte auf mich so gar nicht sympathisch. Er spielte auch nicht herrlich sondern unsäglich naiv – noch übertriebener als Juro, dessen Rolle es ja vorgibt. Insgesamt hat Christian Erdt leider viel zu übertrieben und völlig unglaubwürdig gespielt – das passiert gerade jungen Schauspielern am Theater oft und wirkt auf mich als Zuschauer immer sehr befremdlich. Weniger ist mehr, möchte ich da immer rufen!
Sehr gut gespielt haben allerdings Martin Butzke als Juro und Wiebke Mollenhauer als Kantorka.
Am schlimmsten fand ich die Verwandlungsszene, wenn der Müller die Burschen in Raben verwandelt. Während dies in Bonn die intensivste Szene überhaupt ist, und die Verwandlung nur durch die schauspielerische Leistung der Darsteller zustande kommt, steckt man in Frankfurt die Darsteller in peinliche Rabenkostüme, die der Szene etwas Lächerliches geben.
Gut gefallen hat mir die Musik, die der Aufführung entsprechend sehr poppig war.
Leave A Reply